Inhaltsbeschreibung
Der Osten: Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mäandert die öffentliche Meinung zwischen Anerkennung, Vorwurf und Ignoranz, wenn es um Befindlichkeiten und Mentalitäten der Menschen dort geht. Einerseits wird die friedliche Transformation gewürdigt, andererseits sehen sich Menschen im Osten mit Zuschreibungen konfrontiert. Dazwischen fehle, so Cerstin Gammelin, der differenzierte Blick darauf, wie und wo Politik und Gesellschaft im vereinten Deutschland längst von ostdeutschen Prägungen profitieren.
Selbst im Osten sozialisiert, arbeitet Gammelin heraus, wo diese Prägekräfte im vereinten Deutschland wirksam wurden: etwa im Bildungswesen und bei der medizinischen Versorgung, beim Politikstil oder in Fragen der Emanzipation. Zwar sei inzwischen eine zunehmend selbstbewusstere Generation im Osten Aufgewachsener bestrebt, ihren Platz auch an Schaltstellen der bundesdeutschen Gesellschaft einzunehmen. Doch noch immer, so Gammelins Befund aus vielen Gesprächen und Analysen, sei der Osten - nicht nur medial - unzulänglich repräsentiert, wirkten seit der Einheit Strukturen und Fehlentwicklungen nach und seien falsche Einschätzungen zu beklagen. Solche Defizite seien im Sinne einer mental, politisch und sozial durchlässigen Gesellschaft abzubauen.