Inhaltsbeschreibung
Wie lässt sich gesellschaftlicher Spaltung entgegenwirken? In die Debatten um soziale Gerechtigkeit hierzulande bringt Georg Cremer einen Ansatz ein, der auf die Befähigung der Einzelnen zur Entfaltung von Potenzialen zielt. In Anlehnung an den indisch-amerikanischen Philosophen und Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen müssten allen Menschen Handlungsoptionen offenstehen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Vielfach würden jedoch, konstatiert Cremer, je nach Interessenlage und zumeist verengend, Parameter wie Leistung, Gleichheit oder Chancengerechtigkeit zur Begründung oder zur Abwehr sozialpolitischer Maßnahmen instrumentalisiert. Paternalistisch-ideologisch motivierte monetäre Zuwendungen aber degradierten, so Cremer, Menschen zu Empfangenden.
Zugleich sei das prinzipiell gute Angebot des sozialen Rechtsstaats für zu viele Menschen kaum erreichbar, weil soziale Problemlagen oft quer zu Zuständigkeiten zu verorten seien. Daher müssten, erforderlichenfalls durch Begleitung und Unterstützung, in allen Politikfeldern - vom Gesundheits- und Bildungswesen bis zum Arbeitsmarkt und der Wahrnehmung von Rechten und politischer Partizipation - faire und wirksame Strukturen der Befähigung geschaffen werden. So würden die Freiheit und Mündigkeit aller gefördert und die Leistungskraft des Sozialstaates gestärkt.