Inhaltsbeschreibung
Identitätspolitik ist ein Reizthema. Bei Vielen ist der Eindruck entstanden, dass man sich zu entscheiden habe: Ist Identitätspolitik gut oder schlecht? Der Kunsthistoriker Jörg Scheller bemüht sich um Differenzierung. Entscheidend sei nicht, ob Identitätskategorien an sich problematisch sind, sondern es seien vielmehr die Fragen, wie Identitäten zugeschrieben werden und wie mit ihnen umgegangen wird.
Scheller beleuchtet Geschichte und Kernanliegen von Identitätspolitik seit den 1960er Jahren und analysiert ihre unterschiedlichen Elemente. Identitätspolitik sei wichtig, so Scheller, weil man an ihr nachvollziehen könne, wie Lebensumstände die freigewählten oder aufgezwungenen Identitäten prägen. Problematisch werde es jedoch, wenn hinter identitären Unterstellungen das Individuum verschwinde: etwa wenn „alte weiße Männer“, People of Color oder Feministinnen nicht mehr als lebendige, vielschichtige Persönlichkeiten, sondern allein als anonyme Träger von Identitätsmerkmalen wahrgenommen werden.