Inhaltsbeschreibung
War die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg das Fanal für den Rückzug in eine De-Globalisierung? Der Weimarer Republik wird vielfach ein kriegs- und krisenbedingter Selbstbezug unterstellt, aber das werde, so der Tenor der Beiträge dieses Sammelbandes, der komplexen Realität nicht gerecht.
Vielmehr habe es nach 1918 in Deutschland zahlreiche, auch widersprüchliche Impulse für (geo)politische, ökonomische und kulturelle Neujustierungen in den Beziehungen zur Welt gegeben, die sich etwa in der Hinwendung zum Orient ebenso zeigten wie in der pointierten Pflege des "Auslandsdeutschtums". Kultur und Politik schufen sich in Übersee eine ideelle Projektionsfläche, während umgekehrt Reiseschriftsteller die Heimat mit Eindrücken aus der Ferne versorgten. Eine eigentümliche Mischung aus Neugier, Zivilisationskritik, Selbst- und Sendungsbewusstsein, Weltoffenheit und Provinzialität spiegele sich im Blick auf Lebensweisen und Lebensräume, aber auch in der Rezeption von Musik und Film oder in der Haltung zu den internationalen Bewegungen und Organisationen der Zeit. Wie intensiv die globalen Verflechtungen unterschiedlichster Art auch in der Zwischenkriegszeit tatsächlich waren, zeige sich, so die Herausgeber, erst ex negativo im Spiegel der erzwungenen Renationalisierung im Nationalsozialismus.