Inhaltsbeschreibung
Offenbar besteht ein Zwiespalt zwischen Vereinnahmung und Vergessen fort, wenn es um die Kultur des Ostens geht: Vergleichsweise wenige Bücher, Filme oder Bands wurden im Westteil Deutschlands überhaupt rezipiert und dabei höchst unterschiedlich aufgeladen und interpretiert.
Der weitaus größere Teil einer vielgestaltigen, unter- und hintergründigen, regimekonformen oder subversiv herausfordernden ostdeutschen Kulturlandschaft blieb im Westen bis heute weithin unbekannt, während im Osten ein Buch, ein Film jenseits der Leitplanken des Regimes gleichermaßen Feindbild oder Fluchtort, Geheimtipp oder Anlass für Verfolgung, Unterdrückung, Haft oder Ausweisung bedeuten konnte. Marko Martin, tief vertraut mit den Lebensumständen in der DDR, zeichnet ein kritisch-empathisches Bild der Kultur des Ostens mit Grautönen und Nuancen, Ironie und Witz. Er holt ihre vergessenen Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Schatten, hinterfragt überkommene Deutungsmuster und poliert den zuweilen trüben Spiegel der Erinnerung. Vor allem aber lädt er zu einer Entdeckungsreise ein, die, so Martins Überzeugung, zumal für Westdeutsche ebenso spannend wie aufschlussreich sein könne.