Inhaltsbeschreibung
Deutschland ist wie andere Nationen von den tiefen Wurzeln seiner Geschichte geprägt. Das gilt für den Nachhall des Ringens zwischen geistlicher und weltlicher Macht im Hochmittelalter, die religiösen Differenzen der Frühen Neuzeit, den komplexen Prozess der Staatswerdung, die Traumata des 20. Jahrhunderts und die schwierige Verbindung von Einheit und Freiheit in der Wertegemeinschaft der westlichen Demokratien.
Heinrich August Winkler destilliert aus der wechselvollen Geschichte der Deutschen, die er in ihren europäischen und globalen Kontext einordnet, zentrale Topoi mit langen Schatten in die Gegenwart: den Bezug auf den Reichsmythos, die Indienstnahme von Religion durch den politischen Protestantismus, den moralisierenden und zugleich unmoralisch exkulpierenden Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, die tastende Suche nach der Rolle Deutschlands im Konzert der westlichen Demokratien etwa in Fragen der Bündnis-, Einwanderungs- und Europapolitik. Winklers pointierter Blick auf die Genese deutscher Identität ist ein Plädoyer für deren Bindung an die normativen Freiheitswerte des Westens.