Inhaltsbeschreibung
Winter 1919: In der vergleichsweise friedlichen, zugleich geschichts- und symbolträchtigen Stadt Weimar trat die Nationalversammlung zusammen, um eine Verfassung als rechtliche Basis der ersten deutschen Republik zu erarbeiten. So fand sich das knapp 40.000 Einwohner zählende Weimar, das wie ganz Deutschland mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen des verlorenen Krieges zu kämpfen hatte, im kritischen Fokus der nationalen und internationalen Öffentlichkeit.
Höchst unterschiedlich war der Blick der Weimarerinnen und Weimarer auf die Vorgänge in ihrer Stadt: Gewissermaßen hautnah erlebten sie die tastenden ersten Schritte der jungen Demokratie: die Schärfe der politischen Debatten, die grundstürzenden Änderungen in den sozialen und den Geschlechterverhältnissen, die neuen Freiheiten oder immer wieder aufwallende Unruhen. In den zeitgenössischen lokalen und regionalen Medien, aber auch in persönlichen Niederschriften zeigt sich die von Euphorie bis zu angewiderter Ablehnung reichende Bandbreite der Empfindungen angesichts einer ungewissen Zukunft, die vielen zumal unter dem Schock des Versailler Vertrages bedrückend und bedrohlich erschien. Christian Faludi beleuchtet die Herausforderungen der Zeit, wie sie sich auch in Weimar niederschlugen : die materielle Not, den mentalen und politischen Umgang mit der Niederlage im Krieg, die sozialen Umbrüche, den Verlust und den Wechsel von Macht und Geltung sowie das Heranbranden der Moderne in Kultur und Kunst, Sitten und Ansprüchen.