Inhaltsbeschreibung
Deutliche ideologische Gegensätze trennten das nationalsozialistische Deutschland und die Sowjetunion unter Stalin. Sie verstellen weithin den Blick auf die strategische Kooperation der Diktatoren zwischen 1939 und 1941 in denjenigen Belangen, in denen sich ihre Interessen zumal in Osteuropa berührten. Ein Wechselspiel europäischer Allianzen, in dem phasenweise und aus taktischen Gründen auch Frankreich und Großbritannien agierten, mündete im August 1939 in den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag und im Monat darauf in den deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag.
Der Pakt vom August war die Voraussetzung für den deutschen Überfall auf Polen und die Vernichtung der Zweiten Polnischen Republik unter den Augen der Weltöffentlichkeit. Er bot den Diktatoren die Voraussetzungen für rassistisch-ideologisch motivierte Umsiedlungen, die Ermordung Tausender insbesondere polnischer Staatsbürger und eine auf Expansion zielende Politik beider Regime. Ihr fielen in der Folge unter der Verantwortung beider Diktatoren vor allem in Osteuropa Hunderttausende Menschen zum Opfer. Das in einem zynischen Interessenpoker wurzelnde Bündnis sei, so führt Claudia Weber aus, zunächst für die Nationalsozialisten obsolet geworden, als die ideologischen und machtpolitischen Antagonismen nicht länger zu kaschieren waren. Stalin wiederum hielt der Form halber bis zuletzt an ihm fest - bis der deutsche Angriff auf die Sowjetunion den Pakt im Juni 1941 auch faktisch beendete. Die Autorin zeichnet Vorgeschichte, Umstände und Auswirkungen des Pakts facettenreich nach, dessen Bedeutung und Folgen zumal in erinnerungsgeschichtlicher Hinsicht lange unterschätzt blieben.