Inhaltsbeschreibung
Das Aushandeln der Beziehungen zwischen dem Zentralstaat und den peripher-nationalen Bewegungen ist eine Konstante zumal der jüngeren spanischen Politik und Gesellschaft. Welchen überkommenen, welchen neueren Entwicklungen ist dies geschuldet? Der spanische Nationalismus entwickelte sich, so führt Xosé M. Núñez Seixas aus, seit dem beginnenden 19. Jahrhundert – ideengeschichtlich gestützt durch das Verständnis Spaniens als eine durch Geschichte und Kultur verbundene Gesellschaft mit konfessionellem Charakter sowie einheitlicher Gesetzgebung, Regierung und Verwaltung.
Der Autor zeichnet nach, welchen Weg die Herausbildung des Nationalgedankens nahm, insbesondere nach dem Verlust der Kolonien, durch die aufkeimenden peripheren Nationalbewegungen in Galicien, Katalonien und im Baskenland und den erstarkenden Faschismus seit den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts. Kennzeichnend für die Zeit des Bürgerkriegs und des Franquismus war, so der Autor, eine exkludierende Indienstnahme der Komponenten des spanischen Nationalgedankens durch die politischen Lager, mit weit reichenden Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft – und langen Schatten bis in die jüngste Geschichte. Geschichtsbedingt fehlte Spanien nach der Transition die gemeinschaftsstiftende Neukonstitution als demokratische nationale Gemeinschaft. Die Fortentwicklung der Traditionsstränge des spanischen Patriotismus, Nationalismus und der Autonomiebewegungen habe, zumal im Kontext europäischer und globaler Zusammenhänge, eine Dynamik behalten, die es zu moderieren gelte und der mit Pragmatismus zu begegnen sei.