Inhaltsbeschreibung
Das Erbe zweier Diktaturen in Deutschland ist Anlass, Auftrag und zugleich Streitpunkt demokratischer Erinnerungskultur. Die Vielfalt der gegenwärtigen Erinnerungsarbeit hierzulande spiegelt einen Wandel im Umgang mit der Vergangenheit, ihrer Interpretation und Visualisierung. Fragen nach Tätern, Leidtragenden, Schuld und Verantwortung wurden in den vergangenen Jahrzehnten erweitert um Debatten über Legitimität und Formen der Erinnerung sowie nach deren Angemessenheit und Vollständigkeit. Neben den Staat rückten selbstbewusste zivilgesellschaftliche Akteure.
Erinnerungspolitik, so die These der Historikerin und Politikwissenschaftlerin Jenny Wüstenberg, ereigne sich zumal im heutigen Deutschland und zum Vorteil der Demokratie als Arena, in der konfliktbehaftet ausgehandelt werde, was wo, durch wen und wie öffentlich visualisiert und interpretiert werde. Die Autorin zeichnet nach, wie sich staatliche Erinnerungspolitik gegenüber dem NS-Terror, dem Unrecht in der DDR unter dem wachsenden Einfluss zivilgesellschaftlicher und anderer Gruppen verschoben und gewandelt hat. Sie beleuchtet Initiativen, Aktionen und Interessen der Akteure, ihr Ringen um Potenziale und Deutungshoheiten und die Rückwirkung der sich stetig wandelnden Erinnerungskultur auf die deutsche Demokratie.