Inhaltsbeschreibung
Inhaftierte sind Teil der Gesellschaft – und damit Adressatinnen und Adressaten in Bildungsbelangen. Das gilt auch für die politische Bildung. Allerdings sieht diese sich im Strafvollzug einer besonderen Situation gegenüber: Häufig haben Inhaftierte eine vergleichsweise niedrige formale Qualifikation, und lebensweltliche Bezüge des Vermittelten sind unter Haftbedingungen schwerer herzustellen. Zudem variieren Motivation und Interessenlage dieser besonderen Zielgruppe deutlich. Weitere Herausforderungen ergeben sich aus dem Bildungsort Haftanstalt: Lehrende sehen sich im Alltag des Strafvollzugs Lerngruppen mit häufig wechselnden Teilnehmenden gegenüber.
Sie müssen besonders sensibel für die Prägungen, Interessen und Anknüpfungspunkte für Bildungserfahrungen ihrer Klientel sein. Pragmatisch und elastisch sollen Grundelemente der Demokratie auch dann vermittelt werden, wenn sie – etwa bei ideologisch motivierten Straftätern – im Kern abgelehnt werden oder wenn lebensweltliche Anknüpfungspunkte unter Haftbedingungen weithin fehlen. Diese Studie wendet sich der Aufgabe politischer Bildung im Strafvollzug auf der Basis einer Fülle erhobener Daten und Aussagen Beteiligter zu: Sie fragt differenziert nach Voraussetzungen, Herausforderungen und Desideraten sowohl der Lernenden als auch der Lehrenden im Strafvollzug, um das Potenzial politischer Bildung für ein gelingendes Leben nach der Haft bestmöglich zu erschließen.