Inhaltsbeschreibung
1983 wurde der General und stellvertretende NATO-Oberbefehlshaber für Europa Günter Kießling durch Verteidigungsminister Manfred Wörner zum vorzeitigen Abschied aus der Bundeswehr gedrängt. Grund war Kießlings angebliche Homosexualität, die ihn aus Sicht der damaligen Entscheidungsträger erpressbar machte. Zu dieser Zeit war Homosexuellen der Dienst an der Waffe untersagt; in der Paranoia des Kalten Krieges wurde Homosexualität zudem als Sicherheitsrisiko gesehen. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Entlassung Kießlings allein aufgrund von Gerüchten erfolgt war, wurde er letzten Endes doch mit dem "Großen Zapfenstreich" verabschiedet.
Was in der Nachbetrachtung bleibt, ist ein Skandal, der viel über das gesellschaftliche Klima in der Bundesrepublik Deutschland der 1980er-Jahre aussagt. Vor dem Hintergrund weit verbreiteter Homophobie reichten Andeutungen, um eine reißerische Medienberichterstattung anzuheizen und eine Krise im Verteidigungsministerium auszulösen. Heiner Möllers zeichnet die Geschichte dieses heute nahezu bizarr anmutenden Skandals nach.