Inhaltsbeschreibung
Wir nennen es Fitness und meinen Körperkult: Fitness, so scheint es, umfasst im 21. Jahrhundert mehr als nur sportliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit, sondern zielt mindestens ebenso sehr auf ein begehrenswertes Äußeres und einen attraktiven Lebensstil. Wer fit bleiben oder werden will, investiert Geld und Zeit und findet sich getragen von einer Welle gesellschaftlicher Anerkennung und medizinischen Zuspruchs.
Der Körper eines Menschen wird damit zur Projektionsfläche eigener und fremder Ansprüche, denen im Trend der Selbstoptimierung paradoxerweise immer schwerer zu ent- wie auch zu widersprechen ist. Damit wachsen – intendiert oder nicht – Vorbehalte gegen diejenigen, die bei diesem Verständnis von Fitness nicht mithalten wollen oder können. Jürgen Martschukat geht der Frage nach, welche Auswirkungen das Streben nach Fitness quer durch die jüngere Geschichte zeitigt(e): als healthcare im Großkonzern, als bieder-bemühte Trimmpfad-Ideologie der Siebzigerjahre, in unserem Liebesleben oder in der Ikonisierung durchtrainierter Körper, insbesondere im Faschismus. Martschukat arbeitet die Umdeutung von Fitness heraus und hinterfragt ihre Ökonomisierung ebenso wie ihre exkludierende Aufladung.