Inhaltsbeschreibung
Eine glückliche Ehe: Vielleicht verbinden nur Jüngere sie ausschließlich mit der Liebe zwischen zwei Menschen. In früheren Zeiten und in anderen Gesellschaften spielten bei der Eheanbahnung wirtschaftliche Fragen, Macht- und Familieninteressen oft eine weit gewichtigere Rolle als die Frage, ob mit der Verbindung Glück einherging. Eheschließungen, bei denen der freie Wille zumal der Frau nicht zählt, gibt es nach wie vor auch hierzulande.
Diejenigen, die solche Heiraten mit psychischem Druck, Drohungen oder Gewalt durchsetzen, fühlen sich Traditionen und Werten verpflichtet, die im Widerspruch zur freiheitlichen Gesellschaft und zum Rechtsstaat stehen. Dabei seien, so Rukiye Cankiran, Defizite bei Bildung, Perspektiven oder gesellschaftlicher Anerkennung nicht zu unterschätzende Faktoren. Doch lassen sich, so ihre Überzeugung, Zwangsheiraten und das mit ihnen verbundene Leid nur überwinden, wenn zugleich die zugrunde liegenden Machtansprüche oder vermeintlich höherrangigen Interessen als solche identifiziert und bearbeitet werden.