Inhaltsbeschreibung
Ihre Haar- und Augenfarbe entschied über ihr Schicksal: Nach der Besetzung Polens ließ Heinrich Himmler dort, später auch in anderen Regionen Ost- und Nordeuropas sowie der Sowjetunion, "arisch" aussehende Kinder aus ihren Familien rauben und in NS-Lager überstellen. Hier versah man sie mit einer neuen Identität und zwang sie zum Erlernen der deutschen Sprache, ehe sie als vermeintliche Waisen zur weiteren "Germanisierung" deutschen Familien übergeben wurden. Reiner Engelmann rekonstruiert auf berührende Weise die Geschichte der polnischen Familie Witaszek.
Ihre jüngsten Kinder, Alodia und Daria, wurden nach dem Raub voneinander getrennt und an Pflegeeltern vermittelt, die sie wie eigene Kinder aufzogen. Während Franciszek Witaszek als Mitglied einer Widerstandsgruppe ermordet wurde, überlebte die Mutter Halina die deutschen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück. Nach Kriegsende fand sie ihre Kinder wieder. Alodia und ihre leibliche Mutter wahrten den Kontakt zur deutschen Pflegemutter, die man über die Herkunft des Kindes belogen hatte. Gleichwohl steht das Leid der Familie Witaszek stellvertretend für Hunderttausende Menschen, die auf perfide Weise ihrer Wurzeln, ihrer familiären Bindungen und ihrer Identität beraubt wurden.