Inhaltsbeschreibung
Ab den 1950er-Jahren befanden sich nur noch wenige deutsche NS-Kriegsverbrecher im Ausland in Haft. Lediglich fünf SS-Männer waren in Italien und in den Niederlanden zu hohen Haftstrafen verurteilt worden: Herbert Kappler, verantwortlich für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen, war in Italien inhaftiert. Joseph Kotalla, Ferdinand aus der Fünten, Willy Lages und Franz Fischer saßen aufgrund ihrer zentralen Rolle bei der Ermordung der niederländischen Juden im Gefängnis von Breda.
Bis in die 1980er-Jahre hinein unterstützten die jeweiligen Bundesregierungen die Inhaftierten in rechtlicher, finanzieller und politischer Hinsicht – aus, wie es hieß, "humanitären" Gründen. Massiven Einfluss hierauf nahm ein breites Unterstützernetzwerk, das sich für die Kriegsverbrecher einsetzte und Lobbyarbeit betrieb, darunter kirchliche Kreise, Diplomaten und Veteranenverbände. Damit waren sie immerhin so erfolgreich, dass das Thema auf der politischen Agenda blieb und sich hochrangige Politiker verschiedener Parteien für eine Begnadigung einsetzten.