Inhaltsbeschreibung
Unterdrückte Erinnerungen, Ereignisse und Gefühle: Viele Menschen bewältigen – im Wortsinn - ihr Leben nur, indem sie vieles ausblenden, sich dem nicht stellen dürfen, wollen oder können. Ines Geipel, 1960 in Dresden geboren, wuchs in einer sprachlosen Familie auf. Der Vater wurde zum Spitzenagenten der DDR-Staatssicherheit, der schweigende Großvater kappte äußerlich alle seine Verstrickungen in die Verbrechen der NS-Zeit. Nach 1945 fügte er sich in eine neue Gesellschaft ein, deren Exponenten mit allen Mitteln Exkulpierung betrieben und anboten – aber damit nicht verhinderten, dass Menschen mit den Verwerfungen aus der einen an den Zumutungen der anderen Diktatur zerbrachen.
Sie funktionierten in einem System des Drucks, der Legenden und Mythen, in dem Angst und Schuld vieler Menschen Selbstbetrug und Konformität erzwangen. Ines Geipel erkennt in der eigenen Familiengeschichte wie in einem Brennglas die Tragik einer Gesellschaft, in der zumal viele Älteren weithin nur stumm, leugnend, angepasst einen Weg in die Gegenwart fanden und oft genug daran scheiterten. Hier seien die Wurzeln für die Wut und den Hass im Osten zu suchen.