Inhaltsbeschreibung
Kapitalismus wird häufig mit Kälte konnotiert: Er trage Schuld am obszönen Reichtum Weniger, an der grassierenden Armut, an Deprivation und Exklusion, Ausbeutung und Zerstörung. Diese Überzeugung ignoriere jedoch, so der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe, zwei fundamentale Tatsachen: Kapitalismus sei eine Wirtschaftsordnung, die für Individualinteressen ge,- aber eben auch missbraucht werden könne. Zugleich sei er in geradezu atemberaubender Weise wandlungsfähig. Wirtschaftlicher Erfolg hänge von weit mehr ab als dem geschickten Spiel mit Angebot und Nachfrage. Die Geschichte des Kapitalismus zeige, welche Rolle die jeweils geltenden Rahmenbedingungen, die herrschende Moral, die Interessen der beteiligten Akteure und selbst der Zufall spielten.
Plumpe arbeitet, ausgehend von der Frühen Neuzeit, diese sich wandelnden ökonomischen, ideengeschichtlichen, sozialen und politischen Faktoren vor ihrem jeweiligen historischen Hintergrund bis in die Gegenwart heraus. Kapitalismus sei probierendes wirtschaftliches Handeln, dessen Charme zugleich in der Notwendigkeit wie in der Fähigkeit zur Anpassung liege. Das lade dazu ein, so Plumpe, den Kapitalismus von seiner Funktion des universellen Sündenbocks freizusprechen. Lebensglück und Sinnstiftung seien von ihm nicht zu erwarten, wohl aber ein allen anderen Wirtschaftsordnungen überlegenes Potenzial für die materielle Grundversorgung möglichst Vieler.