Inhaltsbeschreibung
Sowohl im rechten und linken politischen Spektrum als auch im radikalen Islam lässt sich der Hass auf Juden einerseits ideengeschichtlich nachzeichnen, andererseits an aktuellen Beispielen belegen. Samuel Salzborn versteht Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne, die auf einer grundsätzlichen Ablehnung von Aufklärung, Liberalismus und Rationalität fußt.
Die antisemitische Denkweise zeigt sich unter anderem in der Unwilligkeit, abstrakte, komplexe oder ambivalente Strukturen anzuerkennen, die die moderne Welt kennzeichnen, und fußt auf einer Fantasie, die Juden als homogenes Kollektiv wahrnimmt. Dies kulminiert in der Vorstellung einer "jüdischen Weltverschwörung", die ein strukturelles Merkmal sowohl rechtsextremer, antiimperialistischer und islamistischer antisemitischer Positionen darstellt. In Bezug auf den Staat Israel drückt sich der Antisemitismus, so Salzborn, in einer Strategie der "Dämonisierung, Delegitimerung und Doppelstandardisierung" aus, die der Autor auch der internationalen BDS (Boycott, Divestment and Sanctions)-Kampagne attestiert.