Inhaltsbeschreibung
Es gibt wohl nur wenige Stadtviertel mit vergleichbarem Spannungsreichtum wie das im Westen Jerusalems gelegene Rechavia: Nach der Besetzung Jerusalems durch britische Truppen 1917 entstanden, war es unter dem Einfluss der europäischen Gartenstadtbewegung in baulicher wie ideengeschichtlicher Hinsicht der Moderne verpflichtet. Von überall her zuwandernde Intellektuelle, Kaufleute und Bildungsbürger, Künstler und Wissenschaftler, Juden und Zionisten verliehen dem Viertel von Beginn an eine Atmosphäre der Weltläufigkeit. In der Aufbruchstimmung der 1920er-Jahre wurde hier Altes überformt, Neues angeeignet und Fremdes integriert.
Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland zogen bis in die 1940er-Jahre hinein in großer Zahl Jeckes, Juden mit deutschen, österreichischen oder tschechischen Wurzeln, nach Rechavia und prägten es über Jahrzehnte. Thomas Sparr lässt vor dem Hintergrund der Staatswerdung Israels und im biografischen Spiegel der Bewohner die Geistes- und Kulturgeschichte Rechavias lebendig werden: Es begegnen uns Hannah Arendt, Martin Buber, Paul Celan, Mascha Kaléko, Else Lasker-Schüler und viele andere.