Inhaltsbeschreibung
Das Grundgesetz betont die weltanschauliche Neutralität des Staates. Zugleich birgt die multiethnische und multireligiöse Gesellschaft Konfliktpotenzial zwischen Weltanschauungen, aber auch gegenüber dem Neutralitätsgebot im Staat des Grundgesetzes. Während die einen legitimierend auf die historischen Prägungen Deutschlands verweisen, andere die Tilgung alles Religiösen aus der Öffentlichkeit verlangen, instrumentalisieren Dritte die eigenen weltanschaulichen Vorgaben zum Leitbild nicht nur ihres Privatlebens, sondern der gesamten Gesellschaft. Wie kann, soll oder muss sich der säkulare Staat verhalten?
Horst Dreier gründet seine Analyse auf das Freiheitsversprechen als Grundlage der bundesdeutschen Staatlichkeit. Aus diesem leite sich, so Dreier, die strikt säkulare Ausrichtung des Staates ab. Diese wiederum impliziere eben nicht Religionsfeindlichkeit, Atheismus oder eine Gesellschaft ohne Gott. Vielmehr könne nur ein säkularer Staat allen die gleichen Chancen bieten, ihre weltanschaulichen Überzeugungen in Freiheit zu leben. Zudem schöpfe zumal ein solcher Staat – jenseits des reibungslosen Funktionierens seiner Institutionen - Kraft und Zusammenhalt aus dem freien und friedlichen weltanschaulichen Wettstreit seiner Bürgerinnen und Bürger um Werte und Ziele.