Inhaltsbeschreibung
Am Anfang des europäischen Integrationsprozesses stand Kalkül: Gemeinsame Wirtschaftsinteressen und der politische Wille, die junge Bundesrepublik fest im Westen zu verankern, waren die Motive für die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Im siebten Jahrzehnt ihrer Geschichte befindet sich die Europäische Union in einer Dauerkrise. Im Lichte des Brexit scheinen weder wirtschaftliche noch politische Interessen Garanten für den Fortbestand des Staatenbundes zu sein.
Was hält die Europäische Union auch in Zukunft zusammen? Was verbindet die Menschen in Europa? Immer wieder wird auf die Kultur verwiesen: Europa sei eine Wertegemeinschaft, und der Weg aus der Krise führe über eine Rückbesinnung auf die gemeinsamen kulturellen Bestände. Die Autorinnen und Autoren – Künstler, Kulturschaffende und Wissenschaftler – klopfen dieses Postulat auf seinen Gehalt ab: Gibt es tatsächlich eine gemeinsame kulturelle Basis, auf die Europapolitik aufbauen kann? Was können Kunst und Kultur der offensichtlichen Bürgerferne der europäischen Institutionen entgegensetzen? Und wie können sie zu einem neuen Narrativ der Gemeinsamkeit beitragen, in dem sich unterschiedliche Ansichten und gegenseitiges Verstehen nicht ausschließen?