Inhaltsbeschreibung
Migration ist geradezu eine Grundkonstante menschlicher Existenz: Menschen brechen auf, um Krieg und Not zu entfliehen, um anderswo neu anzufangen, um die eigenen Lebenschancen und die ihrer Kinder zu verbessern. Damit sind Migrationsbewegungen in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen stets auch ein Spiegel politischer, ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen, sowohl in den abgebenden als auch in den aufnehmenden Gesellschaften.
Jochen Oltmer beginnt seine global angelegte Geschichte der Migration mit den inter- und transkontinentalen Wanderungen seit dem 16. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund der jeweiligen zeitgenössischen Bedingungen werden Motive, Charakteristika, Umstände und Verlauf der vielfältigen Migrationsbewegungen verständlich. Ein umfangreicher Teil des Bandes ist der Neuzeit und der Gegenwart gewidmet: Oltmer beleuchtet einerseits die vielen Facetten gewaltsamer oder erzwungener Migration etwa während der Dekolonialisierung, als kriegsbedingte Deportationen, bei Vertreibungen oder als Flucht.
Er schaut andererseits auf Migrationsbewegungen als Reaktion auf ökonomische und soziale Verwerfungen im globalen Maßstab. Am Beginn des 21. Jahrhunderts schließlich nehme, so der Autor, der Klimawandel wachsenden Einfluss auf das Migrationsgeschehen: Dürren, Überflutungen, Ernteausfälle oder der Anstieg des Meeresspiegels zwingen im globalen Süden immer mehr Menschen zum Verlassen ihrer Heimat. Und doch betreffe im Weltmaßstab, so Oltmer, nur ein geringer Teil der Migrationsbewegungen den globalen Norden, also den Teil der Welt, der in vielerlei Hinsicht in deren Ursachen involviert sei.