Inhaltsbeschreibung
In Kriegs- und Krisenzeiten gibt es Wichtigeres als Aussehen, Kleidung und Make-Up. Auf das physische Überleben bezogen, mag diese Aussage stimmen. Wenn es jedoch um Selbstachtung und Würde geht, gewinnen diese Dinge existenzielle Bedeutung – sie werden gewissermaßen zum Schutzmantel der Menschlichkeit. Frauen, die Erniedrigung, Entrechtung und unmenschlicher Behandlung ausgesetzt waren, erlebten die vermeintliche Marginalie einer sauberen Bluse, eines Parfums oder modischer Kleidung als Garanten ihrer Würde und ihrer Weiblichkeit, als stärkende Erinnerung an oder ermutigende Aussicht auf bessere Zeiten.
Henriette Schroeders Porträts zeigen, welche Bedeutung ein gepflegtes Äußeres in Zeiten der Not für Frauen haben kann: in der Gewalt der Stasi, in den Kellern von Grosny, als Vertriebene im Irak-Krieg, in einem russischen Straflager und anderswo.