Inhaltsbeschreibung
Die DDR kannte keine öffentliche Meinungsforschung. Das westdeutsche Meinungsforschungsinstitut infratest befragte zwischen 1968 und 1989 bundesdeutsche DDR-Besucher über Einstellungen und Stimmungen im SED-Staat. Diese "Stellvertreterumfragen" im Auftrag des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen erlaubten Rückschlüsse auf politische Ansichten und Verhaltensweisen der DDR-Bevölkerung. Die Öffentlichkeit bekam die Ergebnisse dieser "vertraulichen Vermessung der Wirklichkeit der DDR" allerdings nicht zu Gesicht.
Erst 2014 wurden die Archivbestände wiederentdeckt und ausgewertet. Rückblickend zeigt sich, dass die Umfragen die Stimmungslage in der DDR wohl relativ wirklichkeitsnah einfingen – oder zumindest adäquater, als dies große Teile der Politik und Presse in Westdeutschland seinerzeit taten. So spiegelt diese einzigartige zeitgeschichtliche Quelle auch Entwicklungen, die letztlich zur Deutschen Einheit führten.