Inhaltsbeschreibung
Im Frühjahr 1943 fanden Wehrmachtssoldaten in der Nähe des westrussischen Dorfes Katyn Massengräber mit tausenden Toten. Die Opfer waren polnische Kriegsgefangene, die im Frühjahr 1940, zur Zeit des deutsch-sowjetischen Paktes und nach der Aufteilung Polens, vom sowjetischen NKVD ermordet worden waren. Die NS-Propaganda versuchte sofort, das Massaker von Katyn gegen den ehemaligen Bündnispartner zu instrumentalisieren. Die Sowjetunion wiederum behauptete, es handele sich um ein deutsches Kriegsverbrechen. Propaganda und Gegenpropaganda kaschierten lange Zeit, was sich in Katyn wirklich zugetragen hatte.
Claudia Weber hat für ihre Analyse umfangreiches Quellenmaterial ausgewertet, darunter auch bislang unbekannte Dokumente aus russischen Archiven und den Unterlagen der DDR-Staatssicherheit. Präzise legt sie den Schluss nahe, dass die Massenerschießungen von Katyn nur in der Dynamik des Zusammenspiels von nationalsozialistischem und stalinistischem Terror und vor dem Hintergrund des Hitler-Stalin-Paktes zu erfassen sind. Dabei zeigt sie auch, dass die beiderseitigen Inszenierungen bis heute Wirkung entfalten.