Inhaltsbeschreibung
10. September 1952, kaum acht Jahre nach dem Ende des Holocaust an den europäischen Juden: Auf neutralem Boden, im Stadtpalais von Luxemburg, unterzeichneten der israelische Außenminister Moshe Sharett und Bundeskanzler Konrad Adenauer, einen ersten Vertrag zwischen beiden Ländern, der als "Wiedergutmachungsabkommen" Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat.
Der Jerusalemer Historiker Dan Diner analysiert diese Kontaktaufnahme aus der israelischen Perspektive und zeichnet das Dilemma nach, innerhalb dessen sich die Israelis bewegten: Realpolitisch ging es darum, durch die Wiedergutmachung das Überleben des Staates Israel zu sichern. Dem stand das Bewusstsein entgegen, mit dem "Volk der Täter" zu verhandeln, das de facto mit einem Bann belegt war. Dan Diner beschreibt die Luxemburger Gespräche als existentielle Herausforderung für die jüdischen Teilnehmer, die bis ins Detail reichte: die strikte Vorgabe der englischen Sprache innerhalb der ausnahmslos deutsch sprechenden Verhandlungspartner, das ostentative Unterbleiben des Begrüßungshandschlags und das Vermeiden öffentlicher Reden – lediglich einige Fotos durften das Geschehen im Bild dokumentieren. Dan Diners Frühgeschichte der Kontakte zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik erscheint zum 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Sie zeigt eindringlich, wie weit und beschwerlich der Weg der Annäherung zwischen beiden Staaten bis heute war.