Inhaltsbeschreibung
Dezember 1965: Die SED hatte die Entwicklung der Wirtschaft auf die Tagesordnung des 11. Plenums ihres Zentralkomitees gesetzt. Dem Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht bot es jedoch zugleich die Chance, mit harscher Kulturkritik von der Ökonomie abzulenken. Jeder freien, kritischen oder auch experimentellen Kulturbewegung, die sich in der kurzen Phase der Liberalisierung nach dem VI. Parteitag manifestiert hatte, wurde der Kampf angesagt.
Missliebige Autoren, Kunstwerke und Themen wurden mit einem Verdikt belegt – die Tagung des ZK geriet zum "Kahlschlagplenum" und stellt im Rückblick eine tiefe Zäsur in der DDR-Geschichte dar, die dem vergleichsweise liberalen Kulturschaffen und jeder offenen Debatte über die gesellschaftliche Entwicklung in der DDR ein jähes Ende setzte. Anhand von Originaltönen des Plenums und Gesprächen mit Zeitzeugen zeichnet Marcus Heumann nach, wie unorthodoxe Filme und Theaterbühnen, Literatur und Musik verboten und ihre Protagonisten in die innere (und äußere) Emigration getrieben wurden.