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Die Veränderung der Nominallöhne (z.B. von einem Jahr auf das nächste) setzt sich zusammen aus der Veränderung der Reallöhne und der Inflation. Wenn zum Beispiel die Nominallöhne um zwei Prozent steigen, aber die Preise um drei Prozent steigen, fallen die Reallöhne um etwa ein Prozent (vgl.
Die Rolle der Reallöhne in unterschiedlichen Denkschulen
In der neoklassischen Tradition gilt der Reallohn als Preis für die Arbeit, welche auf dem Arbeitsmarkt von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern angeboten und von den Unternehmen nachgefragt wird. Wenn Arbeitslosigkeit herrscht, liegt dies nach traditionell neoklassischer Sicht in der Regel an zu hohen Reallöhnen (im Vergleich zur Produktivität). Diese können durch staatliche Maßnahmen wie einen zu hohen Mindestlohn, einer zu hohen Arbeitslosenunterstützung (welche den Anspruchslohn der Arbeitnehmer bzw. der Arbeitslosen erhöht) oder aber durch eine zu große Verhandlungsmacht der Gewerkschaften bedingt sein.
So weist
In keynesianischen und insbesondere in sogenannten postkeynesianischen Ansätzen werden statt des Kostenaspekts vor allem die Nachfrageeffekte der Reallöhne in den Mittelpunkt gestellt. So wird argumentiert, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Regel einen größeren Anteil ihrer Einkommen für Güter und Dienstleistungen ausgeben als die Bezieher von Kapitaleinkommen. Ein Grund hierfür kann sein, dass die Lohnempfänger weniger wohlhabend sind als Gewinnempfänger und deswegen mehr ungesättigte Konsumbedürfnisse haben. Keynesianische Ökonominnen und Ökonomen sehen daher die Gefahr, dass zu geringe Reallöhne (im Vergleich zur Produktivität) dazu führen, dass die Konsumnachfrage schwächelt. Dies würde sich in der Folge auch in einer geringeren Beschäftigung und höherer Arbeitslosigkeit niederschlagen, weil die Produktion nachfragebedingt gering ausfällt. In diese Richtung argumentiert
Die Rolle von Lohnstückkosten in der Währungsunion
Eine weitere wichtige Größe in der Lohndebatte sind die sogenannten Lohnstückkosten. Die Lohnstückkosten setzen die Nominallöhne ins Verhältnis zur Arbeitsproduktivität. Wenn die nominalen Lohnstückkosten steigen, bedeutet das also, dass die Nominallöhne stärker steigen als die Produktivität. Hierauf werden die Unternehmen in der Regel so reagieren, dass sie ihre Preise erhöhen. Wenn die Preise prozentual genauso stark steigen wie die nominalen Lohnstückkosten, bleiben die Gewinnmargen der Unternehmen (der Anteil der Unternehmen am volkswirtschaftlichen Kuchen) konstant. Wenn die nominalen Lohnstückkosten weniger stark steigen als die Preise, fällt der Anteil der Löhne am volkswirtschaftlichen Kuchen, und der Anteil der Gewinne steigt. Klar ist jedoch, dass die Inflation (Anstieg der Preise) nicht dauerhaft deutlich größer oder kleiner sein kann als die Veränderung der nominalen Lohnstückkosten (denn sonst wäre der Anteil der Löhne am Kuchen irgendwann 100 Prozent oder 0 Prozent).
Warum haben die Lohnstückkosten und die Inflation in einer Währungsunion eine besondere Bedeutung? Wenn sich die Preise für Güter und Dienstleistungen innerhalb einer Währungsunion über einen längeren Zeitraum in den einzelnen Mitgliedsländern sehr unterschiedlich entwickeln, gewinnen diejenigen Länder systematisch an preislicher Wettbewerbsfähigkeit, in denen Lohnstückkosten und Preise sich unterdurchschnittlich entwickeln, während diejenigen Länder an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verlieren, in denen Lohnstückkosten und Preise stärker steigen als in den anderen Mitgliedsländern. Dies kann dann zu Ungleichgewichten in den
Wie viele neoklassische und keynesianische Ökonominnen und Ökonomen sind sich
Die Lohnstückkosten im (reformierten) Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP)
Seit der Reform des SWP im Jahr 2011 wird die Entwicklung der Lohnstückkosten in den Mitgliedsländern von der EU-Kommission genauer beobachtet. Wenn in einem Land über einen Zeitraum von drei Jahren die nominalen Lohnstückkosten um mehr als neun Prozent steigen, kann dies als Zeichen eines makroökonomischen Ungleichgewichts interpretiert werden, weil die preisliche Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr geraten kann. Sehr niedrige Anstiege oder sogar Rückgänge der Lohnstückkosten gelten jedoch nicht explizit als Zeichen eines makroökonomischen Ungleichgewichts.