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Vor 75 Jahren: Befreiung des KZ Bergen-Belsen | Hintergrund aktuell | bpb.de

Vor 75 Jahren: Befreiung des KZ Bergen-Belsen

Redaktion

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Am 15. April 1945 nahmen britische Truppen das Gelände des Konzentrationslagers Bergen-Belsen ein. Bis April 1945 wurden hier mehr als 50.000 Häftlinge und 20.000 Kriegsgefangene unter katastrophalen Umständen in den Tod getrieben. Bis Ende Juni 1945 starben weitere 14.000 Menschen an den Folgen der Internierung.

Befreiung des KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen der 2. Armee, am 15. April 1945. Mitglieder der KZ-Wachmannschaften werden von britischen Soldaten abgeführt. (© picture alliance/akg-images)

In der Nähe der Ortschaft Belsen, im heutigen Niedersachsen, errichtete die Interner Link: Wehrmacht einen großen Truppenübungsplatz mit angrenzenden Kasernenkomplexen. Für den 1935 begonnen Bau der Anlage wurde etwa zwei Kilometer südlich des Truppenlagers Belsen ein "Heeresbaulager" eingerichtet. Es bestand aus 30 Baracken, in denen während den Bauarbeiten bis zu 3.000 Arbeiter lebten.

Vom "Heeresbaulager" zum Kriegsgefangenenlager

Nach Interner Link: Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden ab 1940 in den ehemaligen Arbeiterbaracken belgische und französische Kriegsgefangene untergebracht. Im darauffolgenden Frühjahr wurde das Lager erweitert und zum sogenannten Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager (Stalag) erklärt. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden bis zum Herbst 1941 mehr als 21.000 Kriegsgefangene aus der UdSSR interniert. Aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen starben allein von Juli 1941 bis zum Frühjahr 1942 mindestens 14.000 sowjetische Kriegsgefangene vor allem an Hunger, Seuchen und Kälte.

Umwandlung zum Konzentrationslager

Im April 1943 übernahm die Schutzstaffel (SS) einen Teil des Geländes von der Wehrmacht. Sie errichtete dort das so genannte "Aufenthaltslager Bergen-Belsen" als Teil des nationalsozialistischen Systems von Konzentrationslagern. Hierher wurden vornehmlich Jüdinnen und Juden verschleppt, die als Geiseln gegen im Ausland internierte Deutsche, Waren oder Devisen ausgetauscht werden sollten. Meist waren es Jüdinnen und Juden, die eine ausländische Staatsbürgerschaft besaßen, über Einwanderungspapiere nach Palästina verfügten oder eine gehobene Position in jüdischen Organisationen bekleidet hatten. Sie durften im sogenannten "Austauschlager" teilweise ihr Gepäck behalten und wurden nicht von ihren Familien getrennt. Ab 1944 verschlechterte sich die Lage jedoch auch in diesem Bereich des Lagers. Von den insgesamt 14.600 jüdischen Häftlingen im "Austauschlager" gelangten nur 2.560 per Austausch in die Freiheit.

Erweiterung des Konzentrationslagers

Mit fortschreitendem Kriegsverlauf veränderte sich die Funktion des KZ-Bergen-Belsens. Ab Ende März 1944 wurden männliche Gefangene, die den schweren körperlichen Tätigkeiten in anderen Konzentrationslagern nicht mehr gewachsen waren, nach Bergen-Belsen in das so genannte Männerlager gebracht. Dieser abgesonderte Bereich innerhalb des Lagers sollte angeblich nur als Zwischenstation bis zur Genesung dienen. Doch Tausende starben dort aufgrund mangelnder Versorgung an Krankheiten und Erschöpfung. Im August des gleichen Jahres wurde auch ein Frauenlager eingerichtet. Die Mehrzahl der arbeitsfähigen Frauen wurden von dort in andere Lager sowie die drei Außenlager Bergen-Belsens zur Interner Link: Zwangsarbeit weitergeschickt.

"Sterbelager"

Ab dem Sommer 1944 begann die SS, frontnahe Lager zu räumen und zehntausende Häftlinge unter katastrophalen Umständen in zentralere Lager zu transportieren. In der Folge wurde auch Bergen-Belsen Ziel von rund 100 Evakuierungstransporten und Interner Link: Todesmärschen aus frontnahen Konzentrationslagern. Von Dezember 1944 bis Mitte April 1945 trafen hier mindestens 85.000 Menschen ein. Das Gelände war binnen kurzer Zeit vollkommen überbelegt, Bergen-Belsen wurde zu einem "Sterbelager".

Anfang 1945 brach eine Typhus- und Fleckfieberepidemie aus. Die ohnehin schon prekäre Situation in Bergen-Belsen verschlechterte sich zusehends. Allein im März 1945 starben in Bergen-Belsen über 18.000 Menschen. Auch die 15-jährigeInterner Link: Anne Frank, deren Interner Link: Tagebuch später weltberühmt wurde, starb hier im Frühjahr 1945. Der Vater des Regisseurs Roberto Begnini überlebte die elenden Zustände im Lager. Das Drehbuch zum Film "Das Leben ist schön" basiert zum Teil auf diesen Erlebnissen.

Kriegsende und Befreiung

Anne Frank um das Jahr 1941. (© dpa)

Im März und April 1945 rückten alliierte Truppen in die ländlichen Gebiete Nord- und Mitteldeutschlands vor. Am 15. April 1945 nahmen schließlich britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen kampflos ein. Die Übergabe des Lagers wurde durch einen lokalen Waffenstillstand ermöglicht, den der zuständige deutsche Wehrmachtskommandeur mit dem britischen Stabschef zuvor ausgehandelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch mindestens 53.000 Menschen auf dem völlig überfüllten Gelände, die meisten von ihnen todkrank oder dem Verhungern nahe. Zudem fanden die britischen Truppen im Lager Tausenden von Leichen vor, die zum Teil einfach offen liegen gelassen wurden.

SS-Angehörige wurden zwangsverpflichtet, die nicht bestatteten Leichen zu beerdigen, Überlebende wurden in der nahen Wehrmachtskaserne versorgt. Bergen-Belsen wurde durch die Berichte der Briten zum Synonym für die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Bis Kriegsende starben dort mindestens 52.000 Menschen, darunter vor allem Jüdinnen und Juden, aber auch politisch Verfolgte aus allen Teilen Europas, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas sowie wegen ihrer Homosexualität oder als "Asoziale" oder "Kriminelle" Verfolgte. Weitere 14.000 Menschen erlagen in den ersten Monaten nach der Befreiung den Folgen ihrer Haftbedingungen.

DP Camp und "Belsen Trial"

Einige der aus ganz Europa stammenden Überlebenden konnten schon nach kurzer Zeit in ihre Heimat zurückkehren. Für zahlreiche andere war dies jedoch nicht ohne weiteres möglich. Deswegen entstand in Bergen-Belsen bereits unmittelbar nach der Befreiung ein "Interner Link: Displaced Persons Camp". Im polnischen DP-Camp lebten bis zu 10.000 Personen, bevor es im Sommer 1946 aufgelöst wurde. Das davon abgetrennte jüdische DP-Camp Bergen-Belsen wurde durch die Aufnahme weiterer Interner Link: Holocaust-Überlebender mit bis zu 12.000 Bewohnerinnen und Bewohnern zum zeitweise größten jüdischen DP-Lager in Deutschland. Mitte 1950 wurde auch dieses Lager aufgelöst.

Die britische Militärverwaltung leitete noch im Jahr 1945 Ermittlungen gegen die Mitglieder der Lagerleitung des KZ Bergen-Belsen ein. Im Bergen-Belsen-Prozess wurden im Herbst 1945 elf der über 40 Angeklagten zum Tode verurteilt – darunter auch der Lagerkommandant Josef Kramer. Insgesamt mussten sich jedoch nur wenige Täterinnen und Täter von Bergen-Belsen vor Gericht verantworten. Die deutsche Justiz führte nur ein einziges Verfahren durch, die Verbrechen gegen die sowjetischen Kriegsgefangenen in den Jahren 1941/42 wurden nie geahndet.

Bereits unmittelbar nach Kriegsende ordneten die Briten an, das Lagergelände zu einem Gedenkort umzugestalten. Am 30. November 1952 weihte der damalige Bundespräsident Theodor Heuss die Gedenkstätte ein und das Land Niedersachsen übernahm von einem Vertreter der britischen Regierung die Verantwortung für die Externer Link: Gedenkstätte Bergen-Belsen.

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