Während im Sommer und Herbst 1989 in den sozialistischen Staaten
Das Regime Ceaușescu: Personenkult und Unterdrückung
Nicolae Ceaușescu wurde im Jahr 1965 zum Generalsekretär des
Ceaușescu etablierte in den folgenden Jahren einen starken Personenkult und schuf gleichzeitig ein brutales Terrorregime, um seine politischen Gegnerinnen und Gegner zu verfolgen. Der Geheimdienst "
Die wirtschaftliche Situation in Rumänien verschlechterte sich in den 1970er Jahren zunehmend. Besonders die Ölpreiskrisen trafen die rumänische Wirtschaft hart. Von 1979 bis 1981 stieg die Verschuldung im westlichen Ausland um über 50 Prozent an. Zur Devisenbeschaffung ließ Ceaușescu Lebensmittel ins Ausland exportieren, im Gegenzug wurden im Inland Nahrungsmittel und der private Energiekonsum stark rationiert. Auch die Ausreise von etwa 226.000
Zunehmende Proteste gegen Ceaușescu
Der Führungsstil Ceaușescus und die dramatische wirtschaftliche Lage riefen immer mehr Unmut in der Bevölkerung hervor. Am 15. November 1987 demonstrierten tausende Menschen in Brașov gegen das kommunistische Regime. Der Protest wurde gewaltsam niedergeschlagen. Im März 1989 wandten sich sechs Altkommunisten in einem offenen Brief an Ceaușescu, in dem sie unter anderem die sogenannte "Systematisierung" – also die Zwangsumsiedlung der ländlichen Bevölkerung aus Dörfern in Wohnblockviertel agroindustrieller Städte – und den Zustand der rumänischen Planwirtschaft kritisierten. Im September 1989 veröffentlichten Unbekannte einen Aufruf, der die Parteitagsdelegierten zur Abwahl Ceaușescus auf dem kommenden Parteitag im November aufforderte, um ein "Blutvergießen zu vermeiden".
Eine besondere Bedeutung für das Aufkommen der Demokratiebewegung in Rumänien kam auch den ethnischen Minderheiten zu. Bei einer Volkszählung im Jahr 1977 bezeichneten sich acht Prozent der Bevölkerung in Rumänien als Ungarn, 1,6 Prozent als Deutsche. Unter Ceaușescus Assimilierungspolitik wurden sie systematisch unterdrückt. Als konkreter Auslöser der Massenprotestes und der dann folgenden Revolution in Rumänien gilt die Zwangsversetzung des ungarisch-reformierten Pfarrers László Tőkés.
Demonstrationen in Timișoara und weiteren Städten des Landes
Tőkés galt als einer der bekanntesten
Am 15. und 16. Dezember gingen tausende Menschen in Timișoara auf die Straße. Das Regime antwortete mit Gewalt: Dutzende Menschen wurden am 17. Dezember von den Sicherheitskräften erschossen, Hunderte verletzt. Doch die Demonstrationen gingen weiter. Berichte darüber konnten über die Auslandsmedien, zum Beispiel Radio Free Europe, in weiten Teilen Rumäniens empfangen werden. Auch in anderen Städten des Landes, darunter Arad, Braşov und Cluj-Napoca, kam es in den Folgetagen zu Protestbekundungen.
Die Nachrichten über die Unruhen erreichten auch die Hauptstadt Bukarest. Dort hielt Ceaușescu am 21. Dezember vom Balkon des Sitzes des Zentralkomitees eine Rede vor etwa 100.000 Menschen. Anfangs applaudierte die Menge, die Stimmung schlug jedoch bald um. Ein hilflos wirkender Ceaușescu rief immer wieder "Hallo! Hallo!" ins Mikrofon. Die Kundgebung wurde abgebrochen. Noch am gleichen Tag kam es in Bukarest und in anderen Städten des Landes zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und bewaffneten Sicherheitskräften, die Tote und Verletzte zur Folge hatten.
Hinrichtung der Ceaușescus und Straßenkämpfe
Am Morgen des 22. Dezember ließ Ceaușescu den Notstand über das ganze Land verhängen. Am Mittag versuchte er ein letztes Mal, vom Gebäude des Zentralkomitees zur Menge zu sprechen, wurde jedoch erneut ausgebuht. Kurz darauf flüchtete er zusammen mit seiner Frau per Hubschrauber vom Dach des Gebäudes. Am Nachmittag des gleichen Tages wurde das Ehepaar Ceaușescu in der Stadt Târgoviște festgenommen. In der Zwischenzeit war das Gebäude des nationalen Rundfunks von Demonstrierenden besetzt worden. Um 14 Uhr erreichte der frühere Minister Ion Iliescu den Sender und rief kurze Zeit später in einer Fernsehansprache die Gründung der "Front der Nationalen Rettung" (Frontul Salvării Naționale, FSN) aus. Ein "Rat der Front der Nationalen Rettung" sollte die Regierungsgeschäfte übernehmen.
An Heiligabend beschloss die neue Führung um Iliescu, das Ehepaar Ceaușescu vor ein Militärtribunal zu stellen. In einem Schauprozess wurden Nicolae und Elena Ceaușescu am 25. Dezember zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde sofort vollstreckt. Am gleichen Tag wählte die FSN Iliescu zum Interimspräsidenten.
Auch nach dem Sturz Ceaușescus am Mittag des 22. Dezember dauerten die Straßenkämpfe und Schießereien in Bukarest und anderen Städten Rumäniens an. Den Angaben des Instituts der Rumänischen Revolution vom Dezember 1989 (Institutul Revoluției Române din Decembrie 1989, IRRD) zufolge wurden während der Rumänischen Revolution insgesamt 1.165 Menschen getötet, davon 895 nach dem 22. Dezember. Tausende Menschen wurden verletzt.
Unvollendete Revolution?
Die neue reformkommunistische Regierung stellte viele Rumäninnen und Rumänen nicht zufrieden. Zwischen Januar und Juni 1990 gab es mehrere regierungskritische Proteste in Bukarest. Um diese niederzuschlagen, wurden tausende Bergarbeiter aus dem Schiltal (Valea Jiului) zur Hilfe gerufen. Die brutalen Einsätze der Bergarbeiter werden als Mineriaden bezeichnet. Im Juni 1990 wurden dabei offiziellen Angaben zufolge mindestens sechs Menschen getötet und Hunderte verletzt. Umstritten ist, inwiefern Iliescu die Bergarbeiter dazu motiviert hat, nach Bukarest zu kommen. Iliescu amtierte bis 1996 und von 2000 bis 2004 als rumänischer Präsident.
Um die Frage, ob es sich bei den Ereignissen in Bukarest vom Dezember 1989 um eine