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Vor 25 Jahren: Eritrea – ein neuer Staat in Ostafrika

Redaktion

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Am 24. Mai 1993 erklärte Eritrea offiziell seine Unabhängigkeit von Äthiopien. Der schmale Landstreifen am Roten Meer war Jahrhunderte lang hart umkämpft. Heute herrscht dort ein autokratisches Regime.

Eritreerinnen feiern am 25. April 1993 in Massawa ihre Unabhängigkeit. Mit überwältigender Mehrheit haben sich die Einwohner der ehemals äthiopischen Provinz Eritrea bei einer Volksabstimmung für die Unabhängigkeit der Region ausgesprochen. (© dpa - Bildarchiv)

Nach einem jahrzehntelangen Krieg gegen Äthiopien, wurde Interner Link: Eritrea am 24. Mai 1993 zu einem unabhängigen Staat. Fast 30 Jahre lang hatten sich die Eritreische Volksbefreiungsfront (EPLF) und äthiopische Regierungstruppen Gefechte geliefert, bei denen hunderttausende Menschen starben. Dabei sollen sowohl die äthiopischen als auch die eritreischen Truppen Streubomben und Napalm-Granaten eingesetzt haben.

Eritrea hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Sie ist wichtig für das Verständnis der politischen Situation heute: Eritrea ist maßgeblich vom faschistischen Kolonialismus Italiens und der Annektierung durch Interner Link: Äthiopien geprägt.

Italien erklärt Eritrea 1890 zur Kolonie

Im Mittelalter war das Gebiet des heutigen Eritrea Teil des Kaiserreichs Abessinien (heute: Äthiopien). Mitte des 16. Jahrhunderts eroberten die Osmanen den schmalen Küstenstreifen am Roten Meer. Abessinien und Eritrea nahmen von nun an unterschiedliche geschichtliche und kulturelle Entwicklungen.

Im 19. Jahrhundert verloren die Osmanen zusehends die Kontrolle über ihr Großreich – auch über das Gebiet des heutigen Eritrea. Im Jahr 1869 kaufte der Missionar Guiseppe Sapeto die Bucht von Assab für eine italienische Schifffahrtsgesellschaft. Bis 1890 entwickelte sich daraus die staatlich kontrollierte italienische Kolonie "Eritrea". Deren Grenzen waren weitgehend deckungsgleich mit denen des heutigen Staates. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Rotes Meer".

Italien nutzte Eritrea als Aufmarschbasis für den ersten italienisch-äthiopischen Krieg in den Jahren 1895/96. In dessen Verlauf gelang es dem Kaiserreich Abessinien, die italienischen Truppen zu schlagen. Auf diese Weise blieb Abessinien eines der wenigen unabhängigen Länder auf dem afrikanischen Kontinent.

Nach 1941 unter britischer Verwaltung

Unter der Führung des faschistischen Diktators Benito Mussolini unternahm Italien in den Jahren 1935/36 einen weiteren Versuch, Abessinien zu kolonialisieren. In dem mit äußerster Brutalität geführten Abessinienkrieg siegten schließlich die italienischen Faschisten. Bis zu 700.000 Menschen kamen bei den Kampfhandlungen und während der italienischen Besatzung ums Leben. Abessinien wurde zusammen mit Eritrea zum Teil der Kolonie Italienisch-Ostafrika.

Doch schon im Jahr 1941 – mitten im Zweiten Weltkrieg – eroberte Großbritannien das italienische Kolonialreich. Während Abessinien von nun an formell unabhängig war und bald erneut von Kaiser Haile Selassie (1930-1936, 1941-1974) regiert wurde, blieb Eritrea unter britischer Verwaltung.

Abessinien forderte bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Eingliederung Eritreas. Im Jahr 1952 übergab Großbritannien die Verantwortung für das Gebiet an die Vereinten Nationen. Abessinien unterschrieb daraufhin ein Föderationsabkommen, dem Eritrea formell beitrat. Der Vertrag sah eine weitgehende Autonomie für Eritrea vor.

1961: Beginn des eritreischen Unabhängigkeitskriegs

Kaiser Haile Selassie hielt sich jedoch nicht an die Vereinbarung. Eritrea – ein Land, das über Jahrhunderte einen anderen Weg genommen hatte – wurde schrittweise eingegliedert und 1960 zur Provinz herabgestuft. Genau diese Entwicklung ist Ausgangspunkt für die Konflikte zwischen Äthiopien und Eritrea, die bis heute andauern.

Im Jahr 1961 entstand mit der Eritreischen Befreiungsfront eine erste Sezessionsbewegung. Schon bald darauf entbrannte der Unabhängigkeitskrieg. Ab Mitte der 1970er-Jahre, nach dem Sturz von Haile Selassie und einem Militärputsch, brach zudem ein Bürgerkrieg aus, dessen Grenzen zum eritreischen Unabhängigkeitskrieg zunehmend verschwammen.

Die Eritreische Volksbefreiungsfront übernahm nun die Führung der Unabhängigkeitsbewegung. Ihrer politischen Ideologie nach war sie marxistisch. Gleichzeitig aber paktierte sie mit der äthiopischen Opposition gegen das nach dem Sturz des Kaisers regierende kommunistische Militärregime unter Mengistu Haile Mariam. Das äthiopische Regime wurde von der Sowjetunion und von der DDR unterstützt.

Referendum unter Aufsicht der Vereinten Nationen

Mitte der 1980er-Jahre litten Millionen Menschen in Äthiopien unter einer Hungersnot. Gleichzeitig verschärfte sich der Bürgerkrieg. Den Kommunisten entglitt die Macht, und als auch noch die Sowjetunion ihre Militärhilfe einstellte, eroberte die Eritreische Volksbefreiungsfront einen Ort nach dem anderen. Am 24. Mai 1991 fiel die Provinzhauptstadt Asmara in die Hände der Rebellen. Damit war der Unabhängigkeitskrieg zu Ende.

Bei einem von den Vereinten Nationen überwachten Referendum am 24. April 1993 stimmten 99,8 Prozent der Eritreer für die Unabhängigkeit. Auf den Tag genau zwei Jahre nach der Einnahme Asmaras durch die Eritreische Volksbefreiungsfront, erklärte Eritrea daraufhin seine Unabhängigkeit.

Unabhängig aber unfrei

Heute hat Eritrea etwa fünf Millionen Einwohner. Nach Angaben der eritreischen Regierung sind davon die Hälfte überwiegend orthodoxe Christen, die andere Hälfte sunnitische Muslime. Offiziell hat das Land eine demokratische Verfassung, faktisch regiert der seit dem Unabhängigkeitstag im Jahr 1993 amtierende Präsident Isayas Afewerki das Land autoritär. Die einzige zugelassene Partei ist die Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit (Volksbefreiungsfront). Im Pressefreiheits-Ranking der Organisation "Reporter ohne Grenzen" belegt Eritrea weltweit den vorletzten Platz – gefolgt nur noch von Nordkorea. Auch im Externer Link: Demokratie-Ranking des Think Tanks "Freedom House" steht das Land auf einer Stufe mit dem nordkoreanischen Regime und wird als "unfrei" bewertet.

Von 1998 bis 2000 führten Äthiopien und Eritrea einen weiteren Krieg. Dieses Mal ging es um den Verlauf der gemeinsamen Grenze. Dabei sollen Schätzungen zufolge bis zu über 120.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Bis 2008 wurde die eingerichtete Pufferzone von der United Nations Mission in Ethopia and Eritrea überwacht, an der zeitweise auch deutsche Militärbeobachter beteiligt waren. Wegen der anhaltend schwierigen politischen Lage flüchten Eritreer auch nach Europa. Im Jahr 2017 stellten rund 10.200 Menschen aus Eritrea einen Asylantrag in Deutschland.

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