Die Einführung der Gemeinschaftswährung stellte die letzte Etappe der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) dar, die im Rahmen des Maastricht-Vertrags verankert ist. Mithilfe der WWU sollte ein einheitlicher Wirtschaftsraum geschaffen werden, um Europas Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu stärken.
Entwicklungsgeschichte
Bereits 1950 hatte der französische Währungstheoretiker Jacques Rueff die Auffassung vertreten: "Europa entsteht durch eine gemeinsame Währung oder gar nicht." 1970 einigte sich die Europäische Gemeinschaft dann auf den so genannten Werner-Plan, benannt nach dem damaligen luxemburgischen Premierminister Pierre Werner. Dieser sah die stufenweise Verwirklichung einer Wirtschafts- und Währungsunion bis zum Jahr 1980 vor. Nach der ersten Ölkrise 1973 und den Turbulenzen auf den internationalen Kapitalmärkten im Zuge des Zusammenbruchs des Weltwährungssystems von Bretton Woods wurde der Plan jedoch wieder aufgegeben.
Erst am 13. März 1979 trat ein Europäisches Währungssystem (EWS) in Kraft. Dieses war vor allem auf die integrationspolitischen Bemühungen des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt und des französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d‘Estaing zurückzuführen.
Die teilnehmenden Staaten verpflichteten sich zur Stabilisierung der innereuropäischen Handelsbeziehungen auf feste Wechselkurse, die sich nur innerhalb geringer Bandbreiten bewegen durften. Die D-Mark wurde als Referenzgröße verankert. Mit Ausnahme Großbritanniens beteiligten sich alle damaligen Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft (EG) am EWS. Gleichzeitig wurde eine europäische Währungseinheit eingeführt, die "European Currency Unit" (ECU). Diese diente zwar nur als Bezugsgröße bei der Berechnung der Währungsrelationen, war aber auch gleichzeitig Vorläufer des späteren Euro. Mit dem EWS waren die Grundlagen für eine europäische Währungsunion geschaffen: Das System führte zu einer engen Währungskooperation zwischen den Mitgliedstaaten und trug zu einer stärkeren Abstimmung der Wirtschaftspolitik bei.
1988 wurde die Europäische Kommission beauftragt, einen Zeitplan für die Währungsunion zu erstellen. Dieser 1989 vorgestellte Delors-Plan, benannt nach dem damaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors, sah vor, die Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) in einem Drei-Stufen-Plan zu vollenden.
Dieser Plan wurde offiziell festgeschrieben durch den Vertrag von Maastricht, der mit Abschluss der innerstaatlichen Ratifizierungsverfahren am 1. November 1993 in Kraft trat.
Der Vertrag definiert auch die Konvergenzkriterien, die sicherstellen sollen, dass nur Staaten der Währungsunion beitreten dürfen, die in der Lage sind, ihre wirtschaftliche Stabilität nachzuweisen.
Die Gründung der Währungsunion durch den Vertrag von Maastricht war jedoch nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch politischen Überlegungen geschuldet. Insbesondere Frankreich fürchtete nach der Deutschen Einheit 1990 eine deutsche Dominanz innerhalb der Gemeinschaft. Deshalb setzte Paris darauf, die Deutsche Bundesbank und die D-Mark in ein gemeinsames europäisches System einzubinden, um zu verhindern, dass die Bundesrepublik zu viel Macht innerhalb der EU ausüben könnte.
Einführung des Euro
Im März 1998 legte die EU-Kommission ihre Empfehlung vor, nach der damals elf der 15 EU-Staaten beim Start der Währungsunion dabei sein sollten. Griechenland hatte die Stabilitätskriterien verfehlt, Großbritannien, Dänemark und Schweden wollten noch nicht gleich beim Start des Euro dabei sein.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai schließlich beschloss der Europäische Rat, dass die Währungsunion mit elf Teilnehmerländern beginnen soll. Der Termin zum Start der Union wurde auf den 1. Januar 1999 festgesetzt.
Am 1. Januar 1999 wurde der Euro als Buchungswährung eingeführt. Gleichzeitig übernahm die Europäische Zentralbank (EZB) die europäische Geldmarktpolitik. Bis dahin war diese Aufgabe den nationalen Noten- und Zentralbanken vorbehalten. Erstmals in der europäischen Geschichte hatten damit souveräne Staaten ihre Hoheit auf dem Gebiet der Geldpolitik auf die neu geschaffene, supranationale Institution übertragen. Drei Jahre später, am 1. Januar 2002, wurde der Euro als Bargeld in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Spanien, Portugal, Griechenland, Irland und Finnland eingeführt.
Mit Einführung des Euro ist einer der größten und stärksten Wirtschaftsräume der Welt entstanden. Doch nicht jedes EU-Land betrachtet den europäischen Wirtschaftsraum als Vorteil: Dänemark, Großbritannien und Schweden etwa haben bis heute ihre nationale Währung beibehalten. Sie befürchten, die nationale Wirtschaft könne zu stark von den Entscheidungen auf europäischer Ebene beeinflusst werden. Anders die Neumitglieder der EU: Sie befürworten mehrheitlich den Anschluss an den Euro-Raum. Am 1. Januar 2007 trat Slowenien der Währungsunion bei. Ein Jahr später schafften Malta und Zypern den Sprung in die Euro-Zone, 2009 folgte die Slowakei und zuletzt führte am 1. Januar 2011 Estland den Euro als offizielle Währung ein. Damit hat sich die Anzahl der Europäer, die mit dem Euro zahlen, auf rund 330 Millionen erhöht.
Heute sind die Euro-Banknoten und -Münzen in 17 der 27 EU-Mitgliedstaaten gesetzliches Zahlungsmittel. Kleinstaaten wie Monaco, San Marino und Vatikanstadt nutzen auf der Grundlage einer formellen Vereinbarung mit der Europäischen Gemeinschaft ebenfalls den Euro. Auch Andorra, Montenegro und Kosovo verwenden die einheitliche Währung, allerdings ohne formelle Vereinbarung.
Aktuelle Diskussionen
Die Gemeinschaftswährung ist Ergebnis und Symbol der europäischen Integration – auch weit über die europäischen Grenzen hinaus. Sie bietet viele Vorteile, wie etwa die Beseitigung schwankender Wechselkurse und Wechselgebühren. Sie erleichtert Unternehmen den grenzüberschreitenden Handel, fördert den europäischen Binnenmarkt und damit Wachstum und Beschäftigung. Inzwischen ist der Euro neben dem US-Dollar zur zweitwichtigsten Weltwährung geworden und verleiht der EU global größeren Einfluss.
Insbesondere die internationale Finanzkrise ab 2008 hat die Diskussion um den Euro aber neu belebt. Sowohl in Teilen der Bevölkerung als auch in der Politik und unter einigen Wirtschaftswissenschaftlern gibt es Kritik an der europäischen Gemeinschaftswährung und Rufe nach einem Austritt aus dem Euro.
In einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des "Handelsblatts" von Anfang April 2013 wünschen sich jedoch nur 27 Prozent der Befragten die D-Mark zurück. Trotz anhaltender Finanzkrise sprechen sich 69 Prozent für ein Festhalten an der europäischen Gemeinschaftswährung aus.