Am 1. August 1936 eröffnete Adolf Hitler die Olympischen Sommerspiele im Berliner Olympiastadion. 49 Nationen - mehr denn je zuvor - nahmen an den Spielen teil.
Den Zuschlag hatte Berlin 1931 erhalten - zwei Jahre vor Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland. Schon 1916 hätten die Sommerspiele in Berlin stattfinden sollen, doch der erste Weltkrieg machte diese Pläne zunichte.
Boykott ohne Wirkung
1933 kamen bei der Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (International Olympic Committee - IOC) angesichts der offensichtlichen Brutalität des NS-Regimes Zweifel an der Entscheidung auf, die Olympischen Spiele in Deutschland stattfinden zu lassen. Vor allem in den USA, aber auch in England, Frankreich und den Niederlanden gab es Bemühungen, die Spiele zu boykottieren. Die Nürnberger Rassengesetze von 1935 und die
1934 reiste der Präsident des Amerikanischen Olympischen Komitees, Avery Brundage, nach Deutschland. Brundage - nach dem Krieg IOC-Präsident - berichtete nach seiner Reise, die Deutschen respektierten die olympischen Regeln. Landsleute, die weiterhin für einen Boykott warben, bezeichnete er als "antiolympisch". In der entscheidenden Abstimmung entschied sich die amerikanische "Amateur Athletic Union" im Dezember 1935 knapp gegen einen Boykott. Danach folgten auch andere Staaten dieser Entscheidung. Bereits Anfang 1936 fanden die Olympischen Winterspiele in Deutschland, in Garmisch Partenkirchen, statt. Der reibungslose Ablauf der Veranstaltungen räumte die letzten Zweifel des IOC aus dem Weg.
Dennoch gab es weiterhin viele Befürworter eines Boykotts. "Ein Regime, das sich stützt auf Zwangsarbeit und Massenversklavung; ein Regime, das den Krieg vorbereitet und nur durch verlogene Propaganda existiert, wie soll ein solches Regime den friedlichen Sport und freiheitlichen Sportler respektieren?" sagte Heinrich Mann in seiner Rede auf der Konferenz zur Verteidigung der olympischen Idee im Juni 1936 in Paris.
Vortäuschung von Weltoffenheit
Die NS-Führung benutzte die Spiele als Gelegenheit, antike Symbole und Traditionen für die eigene Ideologie zu beanspruchen. Der Fackellauf vom griechischen Olympia bis zum Austragungsort der Olympischen Spiele fand 1936 das erste Mal statt. Die Idee hatte der Chefsekretär des deutschen Organisationskomitees, Carl Diem. An zwei Plätzen in Berlin brannte während der Spiele das Olympische Feuer: im Lustgarten vor dem Alten Museum und vor dem Berliner Schloss - entzünden durfte sie der Berliner Leichtathlet Siegfried Eifrig.
"Der Tod macht Urlaub"
"Der Tod macht Urlaub" titelten ausländische Zeitungen im Vorfeld der Spiele in Berlin. Um das internationale Ansehen nicht weiter zu beschädigen, verzichtete das NS-Regime während der zweiwöchigen Spiele bewusst auf anti-jüdische Aktionen. Schilder, die Juden das Betreten von öffentlichen Gebäuden untersagten, wurden entfernt. Auch der Verkauf des NSDAP-Hetzblattes "Der Stürmer" war während der Spiele verboten.
Um die Boykottbefürworter im IOC zu beschwichtigen, erklärte sich das Deutsche Olympische Komitee bereit, auch deutschen Juden die Teilnahme an den Spielen zu gestatten. Allerdings waren jüdische Sportlerinnen und Sportler schon vor Jahren von Wettkämpfen und Training ausgeschlossen worden, sodass sie an den Qualifikationsnormen scheiterten. Einzig die nach den Nürnberger Rassengesetzen als "Halbjüdin" betrachtete Fechterin Helene Mayer, Olympiasiegerin von 1928, trat in Berlin für Deutschland an und gewann die Silbermedaille. Zuvor hatten die Nazis der in den USA lebenden Mayer das Stipendium entzogen.
Die Verschleierung und Propaganda beschränkte sich jedoch auf für die ausländischen Gäste Sichtbares. Während in Berlin die Spiele in stattfanden, wurde wenige Kilometer entfernt das Konzentrationslager Sachsenhausen gebaut, in dem in den kommenden Jahren 200.000 Menschen interniert wurden.
Wenige Tage nach der Eröffnungsfeier entsandte Hitler deutsche Truppen und Kriegsgeräte nach Spanien, um auf Seiten Francos in den Spanischen Bürgerkrieg einzugreifen.
Deutsche Erfolge als Propagandainstrument
Deutschland wurde schließlich mit 33 Goldmedaillen Erster im Medaillenspiegel - vor den USA mit 24 Goldmedaillen. Die Leistungen der deutschen Olympioniken nutzte das Regime für Propagandazwecke, als außenpolitisches Zeichen der "Überlegenheit" Deutschlands.
Doch zum Star der Spiele wurde - zum Ärger der Nationalsozialisten - der schwarze Amerikaner Jesse Owens. Der Student aus Ohio siegte über die 100, 200 und 4x100 Meter und schlug auch den deutschen Weitspringer Luz Long mit 8,06 Metern. Owens holte insgesamt vier Goldmedaillen - ein neuer Rekord.
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