Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

"Jedem das Seine" - zur Aufarbeitung des lexikalischen NS-Erbes | Sprache und Politik | bpb.de

Sprache und Politik Grundlagen Einstieg Funktionen politischer Sprache Sprachstilistische Merkmale politischer Kommunikation Probleme der politischen Sprachverwendung Verwaltungssprache Kampf um Wörter Politische Korrektheit Semantische Kämpfe Schlagwörter Euphemismen Ideologie und Sprache Einstieg Diskursanalyse Belastete Wörter Stigmavokabeln Sprache zur NS-Zeit NS-Vokabeln Jedem das Seine DDR-Sprache Glossar DDR-Sprache Sprache der 68er Debatte Staatsziel Deutsch Von Schimären und andere Aberglauben Glossar Material Redaktion

"Jedem das Seine" - zur Aufarbeitung des lexikalischen NS-Erbes

Frank Brunssen

/ 17 Minuten zu lesen

Der Satz "Jedem das Seine" prangte am Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald. In den 1990er tauchte die belastete Redewendung als Werbeslogan erneut auf. Frank Brunssen mit einer Untersuchung zur Aufarbeitung des lexikalischen NS-Erbes.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs markierte nicht nur den politischen und moralischen Zusammenbruch Deutschlands, sondern warf auch die Frage auf, wie mit einer Sprache umzugehen sei, die jahrelang von einer imperialistischen und rassistischen Ideologie geprägt worden war. Zwar wurde nach der NS-Herrschaft durch alliierte Direktiven eine Erneuerung der Sprache in Verwaltung und Medien durchgesetzt, doch in der deutschen Alltagssprache konnte von einer Wiederherstellung lexikalischer Zivilität lange Zeit keine Rede sein. Vielmehr schien das sprachliche Erbe des Dritten Reichs, wie Victor Klemperer 1947 bemerkte, "in manchen charakteristischen Ausdrücken überleben zu sollen; sie haben sich so tief eingefressen, dass sie ein dauernder Besitz der deutschen Sprache zu werden scheinen."

Erst seit den 1960er Jahren ist der Frage nach dem öffentlichen Umgang mit sprachlichen Ausdrücken, die seit ihrer Instrumentalisierung im "Dritten Reich" als "belastet" gelten, in der Bundesrepublik breitere Aufmerksamkeit zuteil geworden. Die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das, was die Linguistik als "Weiterverwendungsproblematik" bezeichnet, lässt sich seit 1991 unter anderem an der Wahl von "Unwörtern des Jahres" ablesen, unter denen immer wieder nazistisch konnotierte Ausdrücke auffallen - zum Beispiel "durchrasste Gesellschaft" (1991), "Selektionsrest" (1993) oder "entartet" (2007). Auch die ungewöhnliche Resonanz, die Thorsten Eitz' und Georg Stötzels "Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung" entgegengebracht wurde, signalisiert die aktuelle Relevanz der Problematik.

Insbesondere in den Medien haben sich in dieser Hinsicht eine Reihe Aufsehen erregender Fälle ereignet - etwa jener der Moderatorin Juliane Ziegler, die am 30. Januar 2008 in der Pro7-Quizshow "Nightloft" meinte, einen arbeitsmüden Anrufer mit den Worten "Arbeit macht frei" aufmuntern zu müssen. Ihre Äußerung, mit der Ziegler jene zynische Redewendung zitierte, die über oder an den Eingangstoren der Konzentrationslager Auschwitz I, Groß Rosen, Sachsenhausen, Dachau, Theresienstadt und Flossenbürg angebracht war, wertete der Sender als einen "unentschuldbaren Aussetzer" und kündigte der Moderatorin fristlos. Bereits im Oktober 2007 hatte es in der ZDF-Talkshow "Johannes B. Kerner" einen Eklat gegeben, als der ehemaligen ARD-Nachrichtensprecherin Eva Herman nationalsozialistischer Sprachgebrauch vorgeworfen und sie deshalb schließlich aus der Talkrunde ausgeschlossen wurde. Ihr Rausschmiss führte kurz darauf in der ARD-Fernsehshow "Schmidt & Pocher" zur Aufstellung eines "Nazometers", dessen Witz darin bestand, den Gebrauch belasteter Ausdrücke durch einen Signalton anzuzeigen.

Im Mittelpunkt dieses Artikels steht der Umgang mit einer Formulierung, deren Verwendung seit den späten 1990er Jahren für Aufsehen gesorgt hat. Es geht um die Redewendung "Jedem das Seine", die maßgeblichen Wörterbüchern zufolge soviel bedeutet wie "ein Mensch bekommt den Lohn, der ihm gebührt" oder "jeder soll das haben, was ihm zukommt." Zu kontroversen Reaktionen hat die Weiterverwendung in diesem Fall geführt, weil die Sentenz während des "Dritten Reichs" als Inschrift in das Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald eingeschmiedet war und deshalb als zutiefst belastet gelten muss. Die Nationalsozialisten internierten in der auf dem Ettersberg bei Weimar gelegenen Anlage zwischen Juli 1937 und April 1945 rund 250 000 Häftlinge - darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche - aus über 30 Ländern, vor allem politische Gefangene, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie sowjetische Soldaten. Über 56 000 Menschen wurden in Buchenwald ermordet oder starben an den Folgen der Haftbedingungen. Ungeachtet dieser Verwendungsgeschichte begann die Werbebranche in den 1990er Jahren damit, "Jedem das Seine" als Reklameslogan für unterschiedliche Produkte einzusetzen. Ab 1998 bedienten sich unter anderem Nokia, Rewe, Microsoft, Burger King, die Deutsche Telekom und die Münchner Merkur-Bank der Sentenz. Im Januar 2009 sorgte die gemeinsame Kampagne von Esso und Tchibo, die an rund 700 Tankstellen mit dem Werbespruch "Jedem den Seinen" die Sortenvielfalt des Kaffeeherstellers anpriesen, für Meldungen in den Medien.

In der Forschung ist seit den späten 1990er Jahren einerseits über die problematische Geschichte des Ausdrucks aufgeklärt und größere Sensibilität bei der Verwendung des "inzwischen missbrauchten Schlagworts" angemahnt worden, andererseits aber auch vehement gegen eine Vermeidung oder Tabuisierung der Sentenz argumentiert worden. Im Unterschied etwa zur Auseinandersetzung mit "Arbeit macht frei" fällt dabei auf, wie wenig Aufmerksamkeit der Buchenwalder Torinschrift bis dato entgegengebracht worden ist. Weder in dem wohl bedeutendsten Nachschlagewerk zur NS-Lexik, in Cornelia Schmitz-Bernings "Vokabular des Nationalsozialismus", noch in der zweifellos wichtigsten Publikation zur Frage der Weiterverwendung, dem bereits erwähnten "Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung", hat die Wendung bislang Beachtung gefunden.

Gebrauch von "Jedem das Seine" bis 1945

Anfang 1938 erteilte der Kommandant des Konzentrationslagers Buchenwald, Karl Otto Koch, den Befehl, den Schriftzug "Jedem das Seine" in das eiserne Haupttor der Anlage einzuschmieden. Mit dem typografischen Entwurf der Inschrift wurde der Architekt und Grafiker Franz Ehrlich beauftragt, der 1934 wegen kommunistischer Aktivitäten verhaftet worden war und 1937 nach Buchenwald kam. Ehrlich war Ende der 1920er Jahre Bauhaus-Schüler gewesen und gestaltete den Schriftzug in Anlehnung an seinen Lehrer Joost Schmidt, weshalb später mit Blick auf die Buchstaben von einer "subtilen Intervention gegen den Geist der Inschrift" gesprochen worden ist. Anders als die am Eingang von Auschwitz und anderen KZs angebrachte Sentenz "Arbeit macht frei" wurde die Buchenwalder Inschrift dergestalt in das Tor eingesetzt, dass sie von innen lesbar war. Auf diese Weise hatten die Häftlinge beim Lagerappell tagtäglich jenes Tor vor Augen, "auf dem wir tausendmal die zynischen Worte Jedem das Seine lesen mussten."

Historisch geht die Inschrift auf eine klassische Gerechtigkeitsformel zurück, deren Ursprünge sich bis in die Antike verfolgen lassen. Während der Bedeutungsakzent von "Jedem das Seine" in Platons Hauptwerk "Der Staat" (ca. 370 v. Chr.) und in Ciceros "Von den Pflichten" (44 v. Chr.) primär auf den Pflichten des Bürgers gegenüber dem staatlichen Gemeinwesen lag, wurden 533 n. Chr. im "wohl wirkungsmächtigsten Rechtstext des Abendlandes" , in den vom oströmischen Kaiser Justinian I. verfassten "Institutionen", die Rechte des Individuums gegenüber dem Staat hervorgehoben. Im deutschen Kontext erlangte dieser klassische Rechtsgrundsatz zu Beginn des 18. Jahrhunderts besondere Bedeutung als "Wahlspruch" Preußens, wo er in seiner lateinischen Form suum cuique im Hohen Orden vom Schwarzen Adler zur Geltung kam. Der "Endzweck Unseres Reiches und Ordens", ließ Friedrich I. im Januar 1701 in den Ordensstatuten verlauten, ist es, "Recht und Gerechtigkeit zu üben, und jedweden das Seine zu geben". Zu diesem Zweck habe man im Orden über den Kopf des Adlers "Unsern gewöhnlichen Wahlspruch: Suum Cuique zur Ueberschrift verordnet".

In der Folge war die Sentenz in lateinischer oder deutscher Sprache auch in künstlerischen und wissenschaftlichen Texten präsent. Etwa 1715 im Titel der Bach-Kantate "Nur jedem das Seine", oder in Kants "Metaphysik der Sitten" von 1785, worin jeder Person die "Rechtspflicht" auferlegt wird, sich nur in einer solchen Gesellschaft zu bewegen, "in welcher jedem das Seine erhalten werden kann (suum cuique tribue)", damit keiner Person ein Unrecht angetan werde. Goethe assoziiert den Ausdruck 1797 in "Hermann und Dorothea" mit dem Zugewinn an Gerechtigkeit durch die Französische Revolution, und im 19. Jahrhundert verwenden Hegel und Nietzsche die Sentenz in philosophischen Texten im Horizont der klassischen Gerechtigkeitsformel. Karl Marx benutzt in den 1840er Jahren Briefpapier, in welches das Wasserzeichen "Jedem das Seine" eingelassen ist und Eduard Mörike greift 1861 im Titel eines Gedichts auf die Formulierung zurück, das die leidvollen Gesetzmäßigkeiten der Liebe beschreibt. Das "Deutsche Sprichwörter-Lexikon" von 1880 verzeichnet den Ausdruck als Teil eines Lehrspruchs, der auf die klassische Gerechtigkeitsformel anspielt: "Behaupte das Deine, gib jedem das Seine, doch Unrecht verneine."

Einen eklatanten Bruch mit dieser Bedeutungstradition markierte ab 1938 die Installierung der Inschrift im Haupttor von Buchenwald, in deren Folge "Jedem das Seine" zu einer Todesformel, zu einem "Synonym für Massenmord" mutierte. Dabei lag der Zynismus für die Häftlinge darin, dass ihnen mit diesem "Rechtsspruch" tagtäglich auf dem Appellplatz vor Augen geführt wurde, "dass sie rechtmäßig aus der Gesellschaft ausgegrenzt sind, dass sie diese Behandlung verdient haben, dass sie keinen Anspruch auf menschenwürdiges Leben haben." Stefan Olivier hat diese Pervertierung der Gerechtigkeitsformel 1961 in seinem Roman "Jedem das Seine" geschildert: "Boysen las den Spruch, er kannte ihn aus der Schule, in der Quinta hatte er ihn auf Lateinisch gelernt - suum cuique - und in der Tertia hatte er gelernt, dass es der Wahlspruch der Preußenkönige gewesen sei, und deshalb hatte er Ehrfurcht davor empfunden. Jedem das Seine, jedem das, was ihm zusteht. Aber was für einen Sinn sollte der Spruch der Preußenkönige hier haben? Stand ihm dies zu? Stand dem alten Juden das zu, was ihm eben geschehen war, der Tod durch einen geschnitzten Holzknüppel?"

In Karl Schnogs Lyrikband "Jedem das Seine" (1947) findet sich ein 1943 in Buchenwald verfasstes Gedicht, worin einerseits das mit der Torinschrift assoziierte Quälen und Morden beschrieben, in der Schlussstrophe aber auch eine Zukunft antizipiert wird, in der sich die Wendung gegen die Urheber ihrer Pervertierung richtet:

Die Herren haben wirklich Humor
In diesen bitteren Zeiten:
"JEDEM DAS SEINE" steht höhnisch am Tor;
Durch das die Häftlinge schreiten.

So leuchtet, erhaben und arrogant,
Was sie an das Höllentor schmieden.
Uns ist auch ohne das Sprüchlein bekannt,
Was jedem im Lager beschieden:

Dem Häftling - das Stehen in Sonne und Sturm,
Erfrieren und klatschende Güsse.
Dazu vom todesdrohenden Turm
Das ernste Versprechen der Schüsse.

Den Henkern - die Ehre, der schmackhafte Schmaus,
Das Gleiten auf federnden Felgen;
Die Ruhe und das behagliche Haus,
Die Wollust, die Macht und das Schwelgen.

Dem Häftling - der Hunger, die Angst und die Last,
Die Marter, die viehischen Witze;
Das Essen, das Baden, das Schlafen in Hast
Und schließlich die mordende Spritze.

Ihr Herren, die ihr heute noch grient,
Glaubt mir, was ich schwörend beteure:
Einst holt sich der Häftling, was er verdient.
Und Ihr? Ihr bekommt dann das Eure!

Von den Betroffenen wurde die Sentenz also als Fingerzeig auf ihre geplante Vernichtung begriffen, wie der Buchenwald-Überlebende Herbert Sandberg, der die Illustrationen zu Schnogs Lyrikband beisteuerte, ebenfalls unterstrichen hat: "Uns den Tod, ihnen den Sieg, so verstanden die barbarischen Schöpfer die schmiedeeiserne Schrift."

Weiterverwendung von "Jedem das Seine" seit 1945

Kaffeewerbung an Tankstellen im Jahr 2009. (© AP)

Nach der Befreiung am 11. April 1945 verblieb der Schriftzug im Haupttor von Buchenwald. Auch die US-Armee, die in den folgenden Monaten die Verwaltung übernahm, sowie die sowjetische Militäradministration, die im August 1945 an gleicher Stelle das "Speziallager 2" einrichtete, ließen die Inschrift an Ort und Stelle. Unter sowjetischer Leitung wurden bis Anfang 1950 nationalsozialistisch belastete, aber auch willkürlich verhaftete Personen in der Anlage interniert - weit über 28 000 Menschen, von denen mehr als 7000 die Haftzeit nicht überlebten. Von Belang mit Blick auf die Weiterverwendung von "Jedem das Seine" ist, dass sich in beiden deutschen Staaten weder in der Besatzungszeit noch in deren Anfangsjahren ein öffentliches Bewusstsein für die Bedeutung im Zusammenhang mit dem Buchenwalder Terror entwickelte. Stattdessen wurde die Formulierung vorwiegend in einem ahistorisch profanen Sinn benutzt. Im Westen übersetzte "Der Spiegel" 1947 den Hollywoodfilm "To Each His Own", der unter dem Titel "Mutterherz" in die deutschen Kinos kam, mit "Jedem das Seine". In einem ostdeutschen Bericht von 1949 über eine Lesung von Karl Schnog wird mit keinem Wort erwähnt, dass der Titel seines Lyrikbandes ein Zitat der Buchenwalder Torinschrift darstellt. Weiterverwendet wird der Ausdruck ebenfalls im Bedeutungshorizont jener Gerechtigkeitsformel, so dass die lateinische Form in beiden deutschen Staaten als Inschrift an den Decken von Gerichtssälen verbleibt. Als 1955 die Bundeswehr gegründet wird, adaptieren die Feldjäger in Anknüpfung an die Reitenden Feldjäger der Preußischen Armee ein Abzeichen mit der Inschrift suum cuique.

Die Gründe für das mangelnde Bewusstsein vom Zusammenhang mit dem SS-Terror sind in den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der Nachkriegszeit zu suchen. Zum einen blieb die Kenntnis von der Buchenwalder Todesformel zunächst primär auf die Überlebenden und auf jene rund 1000 Weimarer Bürgerinnen und Bürger beschränkt, die nach der Befreiung durch die Anlage geführt wurden. Hanus Burgers Film "Die Todesmühlen", der die Konfrontation der Weimarer Bevölkerung mit den Großverbrechen in ihrer Nachbarschaft dokumentiert und Anfang 1946 eine Woche lang alternativlos in allen Kinos der US-Zone gezeigt wurde, zeigt zwar mehrfach die in Auschwitz und anderen KZs benutzte Torinschrift "Arbeit macht frei", setzt aber die Buchenwalder Sentenz nicht ins Bild. Hinzu kam, dass die Anlage auf dem Ettersberg der Öffentlichkeit jahrelang nicht zugänglich war, weil die Sowjets dort ihr Speziallager betrieben.

Wer sich schon damals ein Bild von der Instrumentalisierung der deutschen Sprache unter der NS-Diktatur verschaffen wollte, hatte allerdings durchaus Gelegenheit dazu. Bereits nach Kriegsende setzte zumindest auf akademischer Ebene eine Weiterverwendungsdiskussion ein. Im Westen stand dabei eine Folge von Artikeln im Mittelpunkt, die Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind in der "Wandlung" publizierten, und die 1957 gesammelt unter dem Titel "Aus dem Wörterbuch des Unmenschen" erschienen. Im Osten kam 1947 der Band "LTI (Lingua Tertii Imperii)" heraus, worin der Holocaust-Überlebende Victor Klemperer als erster den Versuch unternahm, die Hauptmerkmale der NS-Sprache zu umreißen. Dass diese sprachkritischen Reflexionen jahrelang ohne Breitenwirkung blieben, lag sowohl an der vorherrschenden Verdrängungsmentalität als auch am akademischen Zuschnitt der Beiträge.

Erst in den 1960er Jahren, als die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit allmählich auf breiter Ebene Gestalt anzunehmen begann, entwickelte sich in der Bundesrepublik ein öffentliches Bewusstsein für das lexikalische NS-Erbe. In der Linguistik erschienen systematischere Untersuchungen zum Sprachgebrauch im Dritten Reich, etwa Cornelia Bernings "Vom Abstammungsnachweis zum Zuchtwart - Vokabular des Nationalsozialismus" (1964). Sprachkritiker und Linguisten führten eine Debatte über die Spätfolgen des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs, und in der westdeutschen Germanistik wurde der Versuch unternommen, den rhetorischen Konformismus vieler Fachkollegen in der NS-Zeit auszuleuchten. Einen Wendepunkt im Umgang mit der belasteten deutschen Sprache markierte allerdings erst die Revolte von 1968, mit der eine Offensive gegen den "Sprachgebrauch der Herrschenden" einherging, wie sie zum Beispiel Wolfgang Fritz Haug betrieb, indem er die "Sprachverwandtschaft" zwischen der vorherrschenden Wissenschaftssprache und der Sprache der NS-Diktatur aufzeigte. Was die Entwicklung in der DDR betraf, hat Klaus Bochmann hingegen von der "Geschichte eines Defizits" gesprochen, und zwar insofern, als es dort nach 1961 "keine nennenswerte originale Arbeit mehr zur Sprache der NS-Zeit" gegeben habe.

Trotz dieses Wandels hat sich bis heute kein öffentlicher Konsens über den Umgang mit dem lexikalischen NS-Erbe herausgebildet. Während zum Beispiel die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen ihre Straßenverkehrsämter 1985 anwies, keine Autokennzeichen mehr mit nazistischen Akronymen wie KZ, SS, SA oder HJ in Umlauf zu bringen, nahm jahrzehntelang niemand am unreflektierten Gebrauch von "Jedem das Seine" Anstoß. So gab die Wendung etwa 1962 den Titel für die deutsche Übersetzung von Louis Bromfields Unterhaltungsroman "McLeod's Folly (You Get What You Give)" ab, und seit den 1970er Jahren wurde an bundesdeutschen Bühnen die Komödie "Jedem das Seine" gespielt, bei deren Titel es sich um eine Übersetzung von Peter Yeldhams und Donald Churchills "Fringe Benefits" handelt.

Gleichwohl entwickelte sich parallel zum unkritischen Gebrauch ab 1958 ein Bewusstsein für die Buchenwalder Pervertierung. Hierbei spielte die Eröffnung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte am 14. September 1958 offenbar eine wichtige Rolle, weil sie den Ort des Terrors stärker ins nationale und internationale Blickfeld rückte. Von nun an wurde in ostdeutschen Medien kursorisch auf die Todesformel hingewiesen; etwa 1979 aus Anlass einer Gedenkfeier für den 1944 in Buchenwald ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann oder 1981 mit Blick auf eine Ausstellung des belorussischen Malers Michail A. Sawizki, dessen Selbstporträt "Nr. 32815" - seine Häftlingsnummer - den Maler vor der Torinschrift zeigt. Auch in der Bundesrepublik war fortan öffentlich von der zynischen Inschrift die Rede - nicht zuletzt in der Literatur, etwa 1978 in Margarete Hannsmanns "Aufzeichnungen über Buchenwald", worin die Lyrikerin schreibt: "LAGERTOR / jetzt also muss ich den eisernen Buchstaben fest entgegensehen / JEDEM DAS SEINE".

Ein historisch kritischer Umgang begann sich allerdings erst in den späten 1990er Jahren abzuzeichnen, wobei der Auseinandersetzung um Trutz Hardos 1996 erschienenen Roman "Jedem das Seine" eine gewisse Rolle zukommt. Hardo rechtfertigt darin den Holocaust, indem er ihn als Vollstreckung des "Karmagesetzes" interpretiert; im KZ Buchenwald, schreibt der Autor, werde jedem "in konzentrierter Weise das ihm aus karmischer Gesetzmäßigkeit zustehende Schicksal zugewiesen, um seine Verschuldung abzuarbeiten und dadurch frei zu werden." Angesichts derartiger Textstellen verurteilte das Amtsgericht Neuwied Hardo am 4. Mai 1998 wegen "Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener" zu einer Geldstrafe und untersagte die Weiterverbreitung des Buches. Zwar verursachte das auch in zweiter Instanz bestätigte Urteil kein besonderes Aufsehen, setzte aber insofern ein Zeichen, als es offiziell klarstellte, dass die Legitimierung der Buchenwalder Bedeutung von "Jedem das Seine" in der Bundesrepublik gegen geltendes Recht verstößt.

Den entscheidenden Impuls zugunsten eines historisch kritischen Gebrauchs gaben jedoch die öffentlichen Proteste gegen die Verwendung als Reklamespruch. Im Juni 1998 sah sich Nokia aufgefordert, eine Kampagne für Handy-Gehäuse einzustellen, nachdem Wendy Kloke vom Berliner Büro des American Jewish Committee und Die Grünen dagegen interveniert hatten. Henryk M. Broder nahm die Nokia-Werbung in seinem Sachbuch "Jedem das Seine" (1999) zum Anlass, in 37 ironisch-provokativen Skizzen die Absurditäten im Umgang der Deutschen mit den Juden zu beschreiben. Es folgte der Abbruch einer Grillzubehör-Aktion von Rewe, einer Software-Kampagne von Microsoft sowie 1999 einer Handzettel-Aktion von Burger King. 2001 verhinderten Mitarbeiter der Münchner Merkur-Bank in Weimar und Jena eine Kampagne für Kontoführungsmodelle, nachdem sie bemerkt hatten, dass der dafür verwendete Slogan mit der Buchenwalder Torinschrift in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft identisch ist. Nach einer kritischen Anfrage der "Frankfurter Rundschau" beendeten Esso und Tchibo Anfang 2009 ihre Kaffee-Kampagne vorzeitig.

Im Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe von Weimar verhöhnte er als Propagandaspruch die Opfer des NS-Regimes: "Jedem das Seine" war dort in das Tor des Haupteingangs eingeschmiedet. (© AP)

Fazit


Trotz juristischer, journalistischer und akademischer Bemühungen um eine kritische Nutzung von "Jedem das Seine" hat sich bis heute kein öffentlicher Konsens über den Umgang mit der belasteten Wendung etabliert. In der Diskussion über den weiteren Gebrauch stehen sich vielmehr zwei Positionen gegenüber. Für die Gegner ist die Instrumentalisierung als Todesformel das Maß der Dinge, dem sie auch die Jahrtausende alte Bedeutungsgeschichte unterordnen: "das Motto ist verdorben dadurch, dass es das KZ Buchenwald assoziiert." Es sei daher "unmöglich", so Salomon Korn, den Ausdruck zu benutzen, "solange es noch einen einzigen Menschen gebe, der bei der Redewendung an Buchenwald denke".

Befürworter der Weiterverwendung sehen es genau andersherum und ordnen den Missbrauch der zeitübergreifenden Bedeutung unter: "Wer eine Gerechtigkeitsformel, die fast 2500 Jahre alt ist, schon durch die kurzzeitige Pervertierung durch ein Terrorregime als nicht mehr zitierfähig ansieht", argumentiert Dietmar von der Pfordten, "gestattet dessen geistigem Zerstörungswerk fortzuwirken, anstatt offensiv und aufklärend gegen diese Pervertierung vorzugehen."

Für sich genommen wird allerdings keine der beiden Positionen der Sachlage gerecht. Das liegt zum einen daran, dass der Ausdruck sich nicht einfach disqualifizieren lässt, indem man ihn dem rassistischen Radikalwortschatz des "Dritten Reichs" - das heißt Ausdrücken wie "Ariernachweis" oder "Untermensch" - zuordnet. Es liegt zum anderen daran, dass die Sentenz auch nicht jener Kategorie von Ausdrücken angehört, die in den Jahrzehnten nach 1945 eine Art Rehabilitierung erfahren haben - wie etwa "betreuen", das im Umfeld des Konzentrationslagers Theresienstadt "in letzter Konsequenz ein Euphemismus für Morden und Mord" war, nach 1945 aber seinen Blutgeruch rasch verloren hat.

Mit Blick auf die zukünftige Verwendung ist vielmehr ein differenzierender Umgang weiterführend. Legitim ist die Benutzung der lateinischen Form suum cuique, weil es sich dabei um einen in relativ niedriger Frequenz gebrauchten Ausdruck handelt, der seit 1945 praktisch von niemandem mit den NS-Verbrechen assoziiert worden ist. Die Benutzung in der Rechtslehre, in der Geschichtsschreibung über Preußen, in Gerichtssälen oder im Barettabzeichen der Feldjäger kann deshalb nicht in Frage gestellt werden. Nichts einzuwenden ist ebenfalls gegen die deutsche Form in Fällen, in denen es um einen aufklärenden Umgang geht, wie er sich etwa bei Schnog, Olivier oder Broder nachweisen lässt. Eine Tabuisierung wäre hier kontraproduktiv, weil sie die in den Texten geleistete Aufklärung über den Holocaust verhindern würde.

Anders verhält es sich beim apologetischen oder ahistorisch profanen Gebrauch. Hardos Deutung der Buchenwalder Torinschrift ist inakzeptabel, weil sie den KZ-Terror nachträglich legitimiert. Zutiefst fragwürdig ist ebenfalls die unreflektierte Handhabung in der Unterhaltungsindustrie oder der Werbebranche. Sie ist es zum einen, weil sie die Gefühle der Opfer verletzt, und zum anderen, weil sie eine der großen gesellschaftspolitischen Leistungen der Bundesrepublik untergräbt: die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Dieses Projekt, das im Selbstverständnis der Deutschen mittlerweile eine zentrale Position einnimmt, wird nur dann seine Wahrhaftigkeit bewahren, wenn nicht allein Einvernehmen über die selbstkritische Auseinandersetzung mit dem rassistischen Wertesystem und den Verbrechen des "Dritten Reichs" besteht, sondern es ebenso zu einer Konsensbildung über den angemessenen Umgang mit der lexikalischen Hinterlassenschaft der NS-Diktatur kommt.

Dass in dieser Hinsicht weiterhin beträchtliche Defizite bestehen, lässt sich nicht nur anhand von "Jedem das Seine", sondern bei einer Vielzahl von Wörtern und Wendungen beobachten. Auch der Umgang mit einem Wort wie zum Beispiel "Entartung" gestaltet sich bis heute ausgesprochen heterogen. Während Günter Grass, nachdem er im Frühjahr 2007 die Reaktionen der Presse auf seine frühere SS-Mitgliedschaft als eine "Entartung" des deutschen Journalismus bezeichnete hatte, von den Medien genötigt wurde, die Verwendung des Ausdrucks öffentlich zu widerrufen, hat bislang kein Rezensent den Gebrauch desselben Wortes in Helmut Schmidts Bilanz "Außer Dienst" (2008) beanstandet.

Wie wenig es den Deutschen bislang gelungen ist, einen Konsens über den angemessenen Umgang mit dem Lexikon des Nationalsozialismus herzustellen, wurde an jenem eingangs bereits erwähnten Eklat über Eva Hermans Äußerungen in der Fernseh-Talkshow auf geradezu exemplarische Weise deutlich. Statt sich in einem sachbezogenen Diskurs über den problematischen Gebrauch belasteter Ausdrücke zu verständigen, kulminierte der Disput im Rauswurf einer Teilnehmerin. Um die Behebung derartiger Defizite geht es beim Umgang mit der sprachlichen Hinterlassenschaft der NS-Diktatur. Denn die Glaubwürdigkeit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus insgesamt wird nicht zuletzt auch an dem Maß an diskursiver Zivilität gemessen, das in Deutschland seit 1945 wieder hergestellt werden konnte.

Erschienen in Interner Link: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 8/2010)

Fussnoten

Fußnoten

  1. Victor Klemperer, LTI (Lingua Tertii Imperii). Notizbuch eines Philologen, Leipzig 199111, S. 20.

  2. Thorsten Eitz/Georg Stötzel, Wörterbuch der "Vergangenheitsbewältigung" . Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch, Hildesheim 2007, S. 5.

  3. Siehe Externer Link: www.unwortdesjahres.net(22. 1. 2010).

  4. Externer Link: Vgl. »www.rponline.de/public/article/panorama/» (22. 1. 2010).

  5. Herman nahm in der Talkshow ihre Behauptung nicht zurück, eine "gleichgeschaltete Presse" habe einseitig über ihre Entlassung aus dem NDR berichtet, zu der es im Vormonat aufgrund ihrer Äußerungen zur NS-Familienpolitik gekommen war.

  6. Brockhaus/Wahrig. Deutsches Wörterbuch, Band 3, Wiesbaden 1981, S. 816.

  7. Duden Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Wörterbuch der deutschen Idiomatik, Band 11, Mannheim u.a. 1992, S. 657.

  8. Vgl. Matthias Heyl, Kurzdokumentation zur Formel "Jedem das Seine", hrsg. von der Forschungs- und Arbeitsstelle Erziehung nach/über Auschwitz, 1998, S. 5, online: »http://www.fasena.de/download/dienstleistung/Jedem%20das%20Seine.pdf« (22. 1. 2010).

  9. Hermann Klenner, Jedem das Seine, in: Kurt Pätzold/Manfred Weißbecker (Hrsg.), Schlagwörter und Schlachtrufe. Aus zwei Jahrhunderten deutscher Geschichte, Band 2, Leipzig 2002, S. 332.

  10. Vgl. Dietmar von der Pfordten, Geschichte der Rechts- und Sozialphilosophie, 2. Vorlesung: Aristoteles (Sommersemester 2009), S. 15.

  11. Cornelia Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin 2007.

  12. T. Eitz/G. Stötzel (Anm. 2).

  13. Aus der Vorankündigung der Ausstellung: Franz Ehrlich. Ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager, 2. 8.-11. 10. 2009, Neues Museum Weimar, online: »www.buchenwald.de/index.php?p=80« (22. 1. 2010).

  14. Herbert Sandberg, Erinnerst Du Dich noch? Zum 65. Geburtstag von Bruno Apitz, in: Neues Deutschland (ND) vom 28. 4. 1965, S. 9.

  15. D. von der Pfordten (Anm. 10 ), S. 14.

  16. Vgl. Justinian I., Institutionen, in: Okko Behrends u.a., Corpus Iuris Civilis, Heidelberg 1995, S. 1 f.

  17. Statuten des königl. Preuss. Ordens vom schwarzen Adler. Vom 18. Januar 1701, in: Leopold von Zedlitz-Neukirch (Hrsg.), Neues preussisches Adels-Lexicon, Leipzig 1836, S. 73.

  18. Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten, in: ders., Werke in zwölf Bänden, Band 8, Frankfurt/M. 1977, S. 344.

  19. Vgl. Karl Marx/Friedrich Engels, Briefwechsel bis 1846, Berlin 1975, S. 577.

  20. Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.), Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5, Leipzig 1880, Spalte 295.

  21. Nazi-Parolen, in: Stern vom 20. 8. 1998, S. 17.

  22. Ursula Härtl in einem Brief vom 3. 7. 1998 an Henryk M. Broder, in: Henryk M. Broder, Jedem das Seine, Augsburg 1999, S. 174.

  23. Stefan Olivier (d. i. Reinhard Stalmann), Jedem das Seine, Hamburg 1961, S. 77.

  24. Karl Schnog, Jedem das Seine. Satirische Gedichte, Berlin 1947, S. 54.

  25. H. Sandberg (Anm. 14).

  26. Vgl. 25 Oscars wurden verteilt. Hollywood ehrt seine Primusse, in: Der Spiegel vom 22. 3. 1947, S. 20.

  27. Vgl. Oberhof, in: ND vom 30. 11. 1949, S. 3.

  28. Vgl. hierzu zum Beispiel: Hohe Zuchthausstrafen für B-Mark-Fälscher (sic!), in: ND vom 3. 8. 1949, S. 5.

  29. Wolfgang Fritz Haug, Der hilflose Antifaschismus, Frankfurt/M. 1977, S. 7.

  30. Klaus Bochmann, Die Kritik an der Sprache des Nationalsozialismus. Eine kritische Bestandsaufnahme der in der DDR erschienenen Publikationen, in: Werner Bohleber/Jörg Drews (Hrsg.), "Gift, das du unbewusst eintrinkst ...". Der Nationalsozialismus und die deutsche Sprache, Bielefeld 1991, S. 86 u. 93.

  31. Vgl. In der DDR lebt das Erbe der antifaschistischen Kämpfer, in: ND vom 20. 8. 1979, S. 2.

  32. Vgl. Traugott Stephanowitz, Bewegende Ehrung der Opfer des Faschismus, in: ND vom 27. 6. 1981, S. 13.

  33. Margarete Hannsmann, Aufzeichnungen über Buchenwald, Frankfurt/M. 1978, S. 21.

  34. Trutz Hardo (d. i. Trutz Hardo Hockemeyer), Jedem das Seine. Ein Siebenfarbenroman, Neuwied 1996, S. 200.

  35. Urteilsbegründung des Amtsgerichts Neuwied vom 4. 5. 1998, Aktenzeichen 2101 Js 54963/96 - 12 Ls.

  36. Kurt Scheel, o. T., in: Die Zeit vom 15. 2. 2001, online: »www.zeit.de/2001/08/46559« (22. 1. 2010).

  37. Salomon Korn, zit. nach: Andreas Zitzmann, Et tu, Tchibo, in: Frankfurter Rundschau vom 13. 1. 2009, online: »www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=1658833« (22. 1. 2010).

  38. D. von der Pfordten (Anm. 10), S. 15.

  39. H. G. Adler zit. nach: C. Schmitz-Berning (Anm. 11), S. 93.

Dr. phil., geb. 1957; Dozent für German Studies an der University of Liverpool, School of Cultures, Languages and Area Studies, Cypress Building, Chatham Street, Liverpool L69 7ZR, Großbritannien.