Still Not Still Ligia Lewis
Juryauswahl
Lange Zeit führen in Ligia Lewis' "choreografischer Komposition" alle Linien nach unten. Die sieben Performer:innen schleudern sich, sie rutschen, fallen zu Boden, mal mit Anlauf und mal gestoßen. Man denkt an Unfallopfer und Fliegen an einer Windschutzscheibe, an Niedergeknüppelte und Gemordete und manchmal, tatsächlich, auch an Liebende und gestürzte Partygänger:innen am Ende einer viel zu langen Nacht. "Nigra sum sed formosa" heißt es im alttestamentarischen Hohelied – "Schwarz bin ich, doch schön." Ligia Lewis hat den Satz als Inschrift auf einer Schwarzen Madonna entdeckt. Er hat sie zu einem Abend inspiriert, der denjenigen gilt, die von der Geschichte im Schatten belassen wurden: den Schwarzen und queeren Menschen, den nicht normierten Körpern. Angelehnt an eine "Complainte", ein Klagelied aus dem französischen Mittelalter, entwirft Lewis eine Bewegungs- und Klangpartitur, die in kaum je unterbrochener Rastlosigkeit das Abarbeiten dieser Körper an den Machtstrukturen der Mehrheitsgesellschaft erfahrbar macht. Hochassoziativ, überraschend oft trocken-komisch und nie ohne einen Rest von Geheimnis, ist dies ein Abend, der geduldig erspürt, der erkundet und befragt werden will. Dann allerdings bohrt er sich ein mit seinem rasenden Stillstand, seiner stillen Raserei.
English Version
For a long time in Ligia Lewis's "choreographic composition" all lines point down. The seven performers slip, fall and hurl themselves to the floor, sometimes taking a run up, sometimes being pushed. They are reminiscent of accident victims and flies on a windscreen, of people who have been clubbed to death and, occasionally, of lovers and stumbling partygoers at the end of a night that has gone on far too long. In the words of the Old Testament Song of Songs: "Nigra sum sed formosa" – "I am Black, but beautiful." Ligia Lewis found this text inscribed on a Black Madonna. It inspired her to create an evening dedicated to those people history has left in the shadows. Black and queer people and those whose bodies are inconsistent with prevailing norms. Borrowing from the "complainte", a form of French medieval lament, Lewis creates a score of movement and sound that enables us to experience with barely uninterrupted restlessness how these bodies come up against the power structures of the majority society. This is a richly associative evening, often surprising with dry humour and always retaining an element of mystery: one that feels things out patiently and is to be explored and questioned. Then, however, it worms its way into our minds with its headlong stasis and its silent rage.
Ligia Lewis
Ligia Lewis arbeitet als Choreografin und Performerin. Ihre emotional aufgeladenen Arbeiten sind explizit, energiegeladen und poetisch und bewegen sich in den Bereichen Tanz, Theater und bildende Kunst. Ihre weltweit tourenden Performances hinterfragen die Bühne und den Körper als Orte stabiler Repräsentation.
Still Not Still
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Konzept, Choreografie & künstlerische Leitung: Ligia Lewis
Performance: Boglárka Börcsök, Darius Dolatyari-Dolatdoust, Corey-Scott Gilbert, Cassie Augusta Jørgensen, Justin Kennedy, Jolie Ngemi/Ligia Lewis, Damian Rebgetz
Dramaturgie: Maja Zimmermann
Outside Eye: Dragana Bulut
Lichtdesign und Technische Leitung: Joseph Wegmann
Bühnenbild: Claudia Besuch (Gali)
Kostüm: Marta Martino
Sounddesign und Komposition: S. McKenna
Akustik- und E-Gitarre: Joey Gavin
Assistenz: Lissa-Johanna Volquartz
Soundtechnik (Tour): Manuel Pessoa de Lima
Bühnentechnik (Tour): Şenol Şentürk
Produktionsmanagement: Hannes Frey, Vera Laube (HAU Hebbel am Ufer)
Administration (Tour): Sina Kießling
Distribution: Nicole Schuchardt
Produktionsassistenz (Tour): Julia Leonhardt
Dauer: ca. 90 Minuten
Altersempfehlung: 16+
Sprache: Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Eine Produktion von Ligia Lewis / HAU Hebbel am Ufer in Koproduktion mit tanzhaus nrw, Arsenic – Centre d‘art scénique contemporain, Tanzquartier Wien, Black Box teater Oslo, Arts Centre Vooruit, Gessnerallee Zürich, Dance International Glasgow / Tramway.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Unterstützt durch das Nationale Performance Netz Gastspielförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie Kultur- und Kunstministerien der Länder.