Speculative Ruins // Ruins of Speculation PARA
Juryauswahl
Was bislang in der Frankfurter Region nur Dinosauriern und altrömischen Grenzanlagen vorbehalten war: Mit dem Bankenviertel bekommt die Metropole nun endlich ihr eigenes, langersehntes Weltkulturerbe! Bei einem Ortstermin am Willy-Brandt-Platz verführt das Kollektiv PARA sein Publikum mit höchst analogen Mitteln zum "Spekulieren" über die mögliche Gegenwart einer konkret erlebbaren Zukunft. In ihr gehören die hoch aufragenden Finanztempel aus Glas und Stahl einer ebenso ruinösen Vergangenheit an wie Aktienindizes, Kreditderivate und Risikomanagement. Gleich neben der ehemaligen Europäischen Zentralbank errichtet PARA seine museumspädagogische Bauhütte. Unter fachkundiger Anleitung erfolgt zunächst das gemeinschaftliche "Ruinieren". Vor den Augen aller Beteiligten stürzen Bankentürme in sich zusammen und öffnen Raum und Blick für die Schönheit des Verfalls im öffentlichen Raum. Bei der anschließenden Baustellenführung begegnen die Besucher:innen ausgewählten, von üppigem Grün überrankten Ruinen. Sie blicken in jene Zeit zurück, als die Welt mit letzter verfügbarer Ignoranz dem unaufhaltsamen Ende der hochetagigen Finanzmärkte als alternativloser Herrschaftsform huldigte. PARA legt den Grundstein für das Frankfurter Bankenviertel als Kulturerbe-Landschaft der Zukunft und zeigt, welch einfacher Mittel es bedarf, um den globalen Hochfinanzkapitalismus überzeugend und nachhaltig zu überwinden.
English version
So far, the only things in the Frankfurt region to have been given this treatment have been dinosaurs and ancient Roman border posts: now the city will finally achieve its longed-for World Heritage status in the banking quarter. At a site visit to the Willy-Brandt-Platz, the collective PARA will use very analogue means to persuade their audience to "speculate" about the possible present of a future they can experience directly. Here the high-rise financial temples of glass and steel belong to a ruinous past along with stock indexes, credit derivatives and risk management. Here the collective "ruination" process will take place under expert guidance. Before the eyes of all those taking part, bank towers will collapse to open up space and views of the beauty of decay in urban landscapes. In the guided tour of the building site that follows, visitors will encounter selected ruins lushly covered in rampant weeds. They look back to the time when the world, with the last remaining ignorance of its inevitable end, worshipped high rise financial markets as a form of rule with no alternative. PARA lays the foundation stone for Frankfurt’s banking quarter as a Cultural Heritage site of the future and shows what simple means are required to convincingly and enduringly overcome global capitalism based on high finance.
PARA
PARA ist eine Künstler:innengruppe aus Berlin, Frankfurt, Hamburg und Leipzig, die sich mit Zeitfragen befasst. Das Kollektiv erkundet zukünftige Ruinen, Narrative der Erinnerungspolitik und befragt die Kulturerbe-Tauglichkeit derzeitiger Modi des Zusammenlebens. PARA arbeitet interdisziplinär, ortsspezifisch und performativ, mit Techniken der Re-Konstruktion und Spekulation, zwischen Forschung und Fiktion.
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Speculative Ruins // Ruins of Speculation
Von und mit: Peter Behrbohm, Amelie Neumann, Lina Brion, Josephine Hans, Jonas Fischer, Philipp Röding, Bastian Sistig, Kolja Vennewald, Joy Weinberger
Sprecherin: Hanna Steinmair
Produktionsleitung (2020): Chiara Galesi
Technischer Support: Anton Steenbock
Assistenz: Lena Brandt
Broschüre: Leon Lechner
Dauer: 60 Minuten
Altersempfehlung: 14+
Sprache: Deutsch
Hinweise: Teil der Performance ist ein Gang durch eine Parkanlage, rollstuhlgängig.
"Speculative Ruins // Ruins of Speculation" ist Teil der künstlerischen Langzeitforschung „How Globalization Came to an End“ (AT) und ist eine Koproduktion von PARA mit dem Produktionsfestival IMPLANTIEREN 2020; in Kooperation mit dem Künstlerhaus Lukas und dem Stechlin Institut; gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die Dokumentation wurde ermöglicht durch den Kulturfonds Rhein-Main und Kreativ-Transfer, aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.