Ein überlebensechtes Roadmovie nennt Kornél Mundruczó selbst seine Produktion „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“, in der er den gleichnamigen Science-Fiction-Roman der russischen Brüder Strugatsky verarbeitet. Für sein grausames Spiel mit Laien- und Profischauspielern über Menschenhandel, Machtmechanismen und politischen Extremismus führt er sein Publikum heraus aus dem Theatersessel und hinein in die unwirtliche Realität. Die Grundidee der Performance ist die menschliche Schutzlosigkeit. Gespielt wird auf der Ladefläche zweier Trucks. Fünf Menschen werden darin gegen ihren Willen als Prostituierte gehalten. Mit der Hoffnung auf eine eigene Kreditkarte und ein besseres Leben sind sie angetreten, doch in den Fängen eines sadistischen Filmteams ist kein Raum mehr für Menschlichkeit. Ein Erzähler beobachtet ihren Kampf aus der Entfernung, präsent und doch unfähig zu handeln. Er hat die Wahl, menschlich zu sein oder selbst zu überleben. Auf der Leinwand wird das Publikum Zeuge drastischer Grausamkeit, unterbrochen von verblüffend ironischen Musicaleinlagen mit improvisiertem Instrumentarium.
Der ungarische Autor und Regisseur Kornél Mundruczó wurde zunächst als Filmemacher bekannt. Für seinen ersten Spielfilm „Pleasant Days“ erhielt er 2002 den Silbernen Leoparden beim Filmfestival Locarno, 2003 wurde er mit „Joan of Arc on the Night Bus“ zu den Filmfestspielen nach Cannes eingeladen. Seither widmet er sich verstärkt dem Theater. Zunehmend verschränken und bedingen sich in seinen Arbeiten Film und Theater. Mit seinem „Frankenstein Projekt“ war er 2008 auf zahlreichen europäischen Festivals zu Gast, bevor er mit der Verfilmung des Projektes abermals in Cannes vertreten war. Seine neueste Arbeit „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“ feierte 2010 beim Kunstenfestivaldesarts in Brüssel Premiere, bevor es beim Festival Theater der Welt 2010 zu sehen war.
„Mundruczó stellt fast schmerzhaft die Frage nach der Verantwortung, nach der Verantwortung beim Zuschauen. Mit der für das osteuropäische Theater oftmals typischen Drastik buchstabiert der 35-jährige Film- und Theaterregisseur sein Anliegen in einer Mischung aus Reality-Show und Schauspiel. Dabei vermischt er geschickt die Genres Theater und Film miteinander und lässt seine Darsteller zugleich immer mal wieder aus ihrem Hardcore-Realismus ausbrechen, indem sie Popschnulzen-Oldies singen.“
Deutschlandradio Kultur
Mit: Gergely Bánki, János Derzsi, Diána Magdolna Kiss, Annamária Láng, Zsolt Nagy, László Katona, Roland Rába, János Szemenyei, Orsi Tóth, Kata Wéber
Text / Regie: Kornél Mundruczó
Koautor: Yvette Biró
Bühne / Kostüme: Márton Ágh
Musik: János Szemenyei
Dramaturgie: Éva Zabezsinskij
Produktion: Viktória Petrányi
Produktionsleitung: Judit Sós
Produktionsmanagement: Dóra Büki
Produktionsassistenz: Péter Réti
Technik / Licht: András Éltetö
Ton / Video: Zoltán Belényesi
Requisiten: Gergely Nagy
Kostüme: Andrea Szakál, Zsaett Nyerky
Regieasssistenz: Balázs Lengyel
Produktion: Proton Cinema 2010
Koproduktion: Alkantara Festival, Lisbon, Portugal; Baltoscandal, Rakvere, Estonia; Culturgest, Lisbon, Portugal; KunstenFestivalDesArts, Brussels, Belgium; Rotterdamse Schouwburg, The Netherlands; Theater der Welt 2010, Essen, Germany; Théâtre National de Bordeaux, France, Trafó – House of Contemporary Arts, Budapest, Hungary
Mit freundlicher Unterstützung von: Eky Light Budapest, Prop Club, NXTSTP with the support of the Cultural Program European Union.
Spielstätte:
Flughafen Dresden, Terminal
Vorstellungstermine:
Do., 3.11.2011, 20:00 – 22:00 Uhr
// im Anschluss Publikumsgespräch
Fr., 4.11.2011, 20:30 – 22:30 Uhr