12. Festival
Herbst 2025

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Darfur. Mission incomplete.

Darfur. Mission incomplete. Hans-Werner Kroesinger

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Zwei Räume, vier Experten und eine Frage: Was geschieht in Darfur? Handelt es sich um einen ethnischen oder einen ethnisierten Konflikt? Geht es um territoriale Interessen oder haben wir hier gar den ersten Klimakrieg der Geschichte vor Augen?

Darfur. Mission incomplete. (© David Baltzer)

Zwei Räume, vier Experten und eine Frage: Was geschieht in Darfur? Handelt es sich um einen ethnischen Konflikt oder einen ethnisierten Konflikt, in dem ökonomische, ökologische, politische und ideologische Faktoren eine Rolle spielen? Geht es um territoriale Interessen oder haben wir hier gar den ersten Klimakrieg der Geschichte vor Augen? Die Marginalisierung der Region Darfur nach der Unabhängigkeit Sudans 1956, die in den späten 60er Jahren ethnisierende Feindbilder zwischen arabischen und afrikanischen Bevölkerungsgruppen schürende Wahlpropaganda, die Dürren der 70er und 80er Jahre, die Verknappung des land- und viehwirtschaftlichen Raumes sowie die Aufgabe des staatlichen Gewaltmonopols durch die Zentralregierung in Khartum in zwei Bürgerkriegen; all das sind Faktoren, die die Genese des Konfliktes bestimmen. Mittlerweile sind mehr als 400.000 Menschen getötet worden, doch das Morden fand und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Sachgüter und Ernten wurden vernichtet, die Zahl der Vertriebenen beläuft sich auf ca. 2,8 Millionen Menschen. Journalisten erhalten kein Einreisevisum für das Kriegsgebiet, selbst Mitarbeiter von Hilfsorganisationen bekommen nur in Ausnahmefällen Besuchsgenehmigungen für die Flüchtlingslager. Die vier Experten spielen die bewegte Geschichte des Sudans nach, erörtern die Lage in Darfur, führen zahlreiche Fakten an, wägen Argumente gegeneinander ab und versuchen so, Hintergründe des Darfur-Konfliktes zu erschließen.

Der Regisseur und Autor Hans-Werner Kroesinger gilt als einer der wesentlichen Vertreter des dokumentarischen Theaters im deutschsprachigen Raum. In den letzten Jahren inszenierte Kroesinger am Bayerischen Staatsschauspiel, dem ZKM Karlsruhe und der Staatsoper Stuttgart, an der Schouwburg Rotterdam und in Berlin an der Volksbühne, dem Berliner Ensemble, am HAU (Hebbel am Ufer) und den Sophiensaelen. In seinen Projekten, in denen er historische Originaltexte mit aktuellen und literarischen Texten collagiert, beschreibt Kroesinger Biografien in all ihren Widersprüchen und die Determinierung des Menschen durch politische Verhältnisse. In seinen vergangenen Arbeiten beschäftigte sich Hans-Werner Kroesinger mit Themen wie dem Eichmann-Prozess, dem Deutschen Herbst, dem Militäreinsatz im Kosovo und der Geschichte des Kolonialismus in Afrika. Kroesingers Arbeiten wurden zu renommierten nationalen und internationalen Festivals wie Politik im Freien Theater (Hamburg 2003), Cultura Nova (Herleen 2008) oder Impulse (NRW 2009) eingeladen. 2007 erhielt der Regisseur den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin für seine Kinder- und Jugendtheaterinszenierung „Die Kindertransporte“ im Berliner Theater an der Parkaue. Seine letzten Inszenierungen waren „Blackwater – Private Military Companies“ (Nov. 2010) und „Darfur – Mission incomplete“ (Jan. 2011), welche am HAU uraufgeführt wurden. Derzeit arbeitet er am Jungen Schauspiel Hannover an der Produktion „Unternehmen Hunger“.

„Die große Qualität von Kroesingers Arbeit besteht einmal mehr darin, solche Ambivalenzen, Dialektiken und Dynamiken in aller Komplexität herauszuarbeiten.“
Der Tagesspiegel


Von und mit: Judica Albrecht, Armin Dallapiccola, Lajos Talamonti, Nicola Schössler
Regie: Hans-Werner Kroesinger
Musik: Daniel Dorsch
Bühne: Valerie von Stillfried
Kostüm: Johanna Sophie Spichalsky
Regieassistenz: Johanna von Rigal
Produktionsleitung: Laura Hörold
Licht: Thomas Schmidt
Produktion: Hebbel am Ufer Berlin

Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten.

Spielstätte:

Hellerau, Nancy Spero Saal und Hinterbühne

Vorstellungstermine:

Do., 3.11.2011, 20:00 – 21:30 Uhr
// im Anschluss Publikumsgespräch

Fr., 4.11.2011, 20:30 – 22:00 Uhr

Externer Link: www.hebbel-am-ufer.de

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