Mariam wächst in einem streng muslimischen Zuhause auf. Als junge Frau im heiratsfähigen Alter wollen ihre Eltern sie vor den Gefahren und Versuchungen bewahren, die draußen – außerhalb des geschützten familiären Kosmos – auf sie lauern. Was ihre Eltern nicht wissen: Mariam führt ein Doppelleben. Zu Hause die folgsame Tochter, auf der Straße die selbstbewusste Arabqueen. Kleine Freiheiten erschleicht sie sich durch Lügen, um bei ihrer liberalen Tante Hayat mit fremden Männern zu chatten, sich mit ihrer deutschen Freundin Lena zu treffen oder in die Disko zu gehen. Von der Verwandten im Tschador bis zur kleinen Schwester Fatme, die eines Tages aus Unbedarftheit beginnt, Kopftuch zu tragen, ist es ein enger Kosmos, in dem Mariam sich bewegt – bevölkert von Frauen, die allesamt zwar in unterschiedlichem Maße, aber dennoch in die familiären Machtstrukturen eingewoben sind. Wie jedes junge Mädchen versucht auch Mariam, das ihr auferlegte Regelwerk zu umgehen und die Grenzen ihrer Lebenswelt zu testen. Doch sehr bald stößt sie an eine letzte Grenze, als ihre Eltern sie mit ihrem Cousin verheiraten wollen. Mariam muss eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes weiteres Leben bestimmen wird. Soll sie sich fügen und ihren Cousin heiraten? Oder sich von ihrer Familie emanzipieren – mit allen Konsequenzen?
2007 hisste der Heimathafen Neukölln zum ersten Mal seine Flagge in einer leer stehenden Kneipe. 2008 war die Alte Post Neukölln temporäre Spielstätte. Der Name Heimathafen ist von Anfang an Programm: ein Ort, in dem Neuköllner, Berliner und Gäste sich mit der eigenen und gemeinsamen Identität auseinandersetzen können. Der Heimathafen Neukölln hat dafür eine Plattform aufgebaut, die nicht einer einzelnen Zielgruppe, Kultur oder künstlerischen Ausdrucksform gehört, sondern ein Ankerplatz für jeden ist – geprägt von einem Crossover an Stilen, Genres und Disziplinen. Die Neuköllner Gegenwart und Geschichte stehen dabei im Mittelpunkt: Jugendgewalt, Migrationskonflikte, die Beschäftigung mit dem Begriff „Heimat“, Urbanität, das deutsche Prekariat und die Gentrifizierung. „ArabQueen“ greift ein weiteres brisantes Thema auf. Das Stück beschließt nach den Heimathafen-Produktionen „Arabboy“ (2009) und „Sisters“ (2010) den dritten Teil der „Neukölln“-Trilogie unter der Regie von Nicole Oder. Nicole Oder erhielt für diese Regiearbeit den Publikumspreis beim Theaterfestival „Radikal Jung“ 2011 in München.
„Inszeniert mit viel Witz und unaufgeregter Selbstverständlichkeit. [...] Nicht nur ein Lehr-, sondern auch ein Mutmach-Stück.“
Berliner Morgenpost
„Groovende[r] Trip in die Welt der ‚Arabqueen‘, der vom Kopf durchs Herz in die Beine geht – und zurück in den Kopf. Es ist ein pulsierender Theaterabend [...]. Ein Theaterknall wie einst in Ibsens ‚Nora‘. So donnern Emanzipationsbewegungen.“
Berliner Zeitung
von und mit: Tanya Eratsin, Inka Löwendorf, Sascha Ö.Soydan
Regie: Nicole Oder
Kostüm: Wiebke Meier
Bühne: Julia v. Schacky
Musik: Heiko Schnurpel
Dramaturgie: Elisabeth Tropper
Assistenz: Julie Mercier, Brigitte Schima
Lichtdesign: Christian Gierden, Manuel Schusch, Alexander Knobbe
Ton: Bastian Essinger
Produktion: Heimathafen Neukölln
Spielstätte:
Kleines Haus 1
Vorstellungstermine:
Mi., 2.11.2011, 19:30 – 21:15 Uhr
Do., 3.11.2011, 19:30 – 21:15 Uhr
// im Anschluss Publikumsgespräch
Aufführungsrechte: S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main
Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kunstministerien der Länder.
Externer Link: www.heimathafen-neukoelln.de