Übergreifende Themen der Ringvorlesung sind der Rückblick auf die Verflechtung von Kulturen, Künsten und Politiken in der DDR und Positionsbestimmungen künstlerischer Praxis in der Gegenwart, 35 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung.
Die Ringvorlesung findet immer dienstags von 17 bis 19 Uhr statt.
Veranstaltungsort:
Hörsaal 12 der Universität Leipzig (Hörsaalgebäude, Universitätsstraße 3, 2. OG)
Eintritt frei!
Alle Interessierten sind willkommen.
Vorlesungstermine:
Die Zukunft des Erinnerns
Dr. Thomas Oberender, Dramaturg und Autor
15. April, 17-19 Uhr
Zum Auftakt der Ringvorlesung sucht der Autor von „Empowerment Ost“ aufs Neue nach einem Umgang mit der ‚Zeitkapsel DDR‘, indem er auf Fragen aus der Gegenwart fokussiert: Warum wollen westdeutsche Kuratoren plötzlich Ausstellungen mit DDR-Kunst machen? Warum wecken Objekte aus DDR-Produktion Jahrzehnte nach ihrem Verschwinden das Interesse von Sammlern? Warum sind in Ostdeutschland die Hauptquellen für Information nicht mehr die offiziellen Medien, z.B. die „Tagesschau“ und Tageszeitungen, sondern Social-Media, WhatsApp-Gruppen oder Instagram? Warum interessiert sich der Berliner „Tagesspiegel“ heute für die Repräsentanz von Ostdeutschen in der Bundesregierung? Warum wählt der Osten anders und warum wird das weiterhin erstarkende Misstrauen in demokratische Strukturen vom Westen scheinbar nicht verstanden? Mit diesen und anderen Impulsen thematisiert der Vortrag die Zukunft des Erinnerns an die DDR und zugleich die seit 1989/90 drängende Frage „wie wir zusammen wachsen“.
Dr. Thomas Oberender, geboren 1966 in Jena, veröffentlichte Essays und Bücher über politische und ästhetische Transformationsprozesse. Als künstlerischer Co-Direktor arbeitete er am Schauspielhaus Zürich und war Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele. Während seiner Intendanz bei den Berliner Festspielen gestaltete er zeitbasierte Ausstellungen wie „Limits of Knowing“ und „Welt ohne Außen“. Die in der von ihm initiierten Programmreihe „Immersion“ entstandene Ausstellung „Gropiusbau 2018“ (Philippe Parreno) wurde 2019 zur „Ausstellung des Jahres“ gewählt. Im 30. Jahr der Maueröffnung verwandelte er das Westberliner Festspielhaus in den „Palast der Republik“ und veröffentlichte das Buch „Occupy History“. Sein Klimaschutz-Projekt „Down to Earth“ erhielt 2021 den „Segal Centre Award for Civic Engagement in the Arts“ (New York). 2021 realisierte er mit einem großen kuratorischen Team das nach David Bowie benannte Festival „The Sun Machine Is Coming Down“ im Berliner ICC. Zuletzt erschienen „Empowerment Ost“ (2020) und „Die lebendige Ausstellung“ (2022).
Ex/Post oder: Das (diskursive) Erbe der Einheit in der (Post-)Transformation
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Soziologe, Hochschule Zittau/Görlitz
29. April, 17-19 Uhr
Die heutigen (wissenschaftlichen, massenmedialen, belletristischen usw.) Diskurse über Ostdeutschland, die deutsche Einheit und die gegenwärtigen Herausforderungen verweisen auf die Vergangenheit. Ohne eine Rekonstruktion des transformativen Bruches 1989, der frühen Vereinigungslogik und der dadurch entstandenen Diskursformierung bleiben nicht nur die Beiträge, Konfliktkonstellationen und Handlungsstrategien in den deutsch-deutschen Diskursen bis in die Gegenwart hinein un- bzw. missverständlich. Auch die Wahrnehmungs- und Urteilsmuster im Streit um die Gegenwarts- und Zukunftsgestaltung – zwischen „Transformationsmüdigkeit“, „ostdeutscher Demokratieskepsis“ und besonderer „ostdeutscher Transformationskompetenz“ – können ohne historische Perspektive kaum angemessen erklärt werden. Die Vorlesung erkundet dieses Terrain und unterbreitet einen historisch-soziologischen Interpretationsansatz.
Prof. Dr. Raj Kollmorgen ist Soziologe und seit 2013 Professor für Management sozialen Wandels an der Hochschule Zittau/Görlitz. Er beschäftigt sich mit Transformationen von Gesellschaft, insbesondere in Ostdeutschland und im postsozialistischen Mittelost- und Osteuropa und forscht zu Regionalentwicklung, Eliten, politischem Populismus und Radikalismus. Dazu zahlreiche Publikationen, zuletzt u. a. „Ferne Eliten. Die Unterrepräsentation von Ostdeutschen und Menschen mit Migrationshintergrund“ (zus. mit Lars Vogel und Sabrina Zajak, 2024). Er war Mitglied der Kommission der Bundesregierung „30 Jahre Friedliche Revolution und deutsche Vereinigung“ (2019/20) und der von der Bundesregierung berufenen Arbeitsgruppe „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“ (2021/22).
Reise(un)freiheit. Mobilitäten von Künstler:innen zur Zeit der DDR
Prof. Dr. Kerstin Schankweiler, Kunsthistorikerin, TU Dresden
6. Mai, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
Komponieren in der DDR seit 1970 – zwischen Fortschrittsglauben und Postmoderne
Prof. Dr. Nina Noeske, Musikwissenschaftlerin, Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar
13. Mai, 17-19 Uhr
Ab den späten 1960er Jahren entwickelte die mittlere Generation der DDR-Komponisten ein wachsendes Selbstbewusstsein gegenüber den Vorgaben des Sozialistischen Realismus, auch wenn staatliche Kontrolle und Einflussnahme weiterhin präsent blieben. Der Vortrag beleuchtet zentrale Figuren des DDR-Musiklebens insbesondere aus dem Kreis um Paul Dessau und analysiert ihre kompositorischen Strategien zwischen utopischem Fortschrittsglauben und postmodernen Ansätzen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Möglichkeiten musikalischer ‚Dekonstruktion‘ als Impuls künstlerisch-politischer Emanzipation.
Prof. Dr. Nina Noeske promovierte 2005 am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena mit einer Arbeit über Neue Instrumentalmusik in der DDR. Anschließend war sie u.a. wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (Forschungszentrum Musik und Gender), wo sie sich 2014 mit einer Diskursanalyse über Liszts „Faust“-Symphonie habilitierte. Von 2012 bis 2014 war sie Assistenzprofessorin an der Universität Salzburg, 2014 bis 2022 Professorin an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 2022 ist sie Professorin am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Musik- und Kulturgeschichte des späten 18. bis 21. Jahrhunderts.
„Nebenan“: Künstlerische Positionen aus Mittel-/Osteuropa zwischen Demokratieabbau und Widerstand
Carena Schlewitt, Intendantin von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Dresden & Saskia Ottis, Dramaturgin und Kuratorin
20. Mai, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
„Leicht war es nie.“ Wie über den Osten schreiben? Eine Selbstbefragung entlang inner-deutscher Erzähl-Grenzen
Jana Hensel, Autorin und Journalistin
27. Mai, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
The Hirak: Our Revolution
in englischer Sprache
Rabih Mroué & Lina Majdalanie, Regie und Performance, Beirut/Berlin
3. Juni, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
INTIMATE BORDERS – Grenzüberschreitende Alltagsrealitäten zwischen Kunst und Wissenschaft
Prof. Constanze Fischbeck (HfG Karlsruhe), Prof. Dr. Carolin Schurr und Mirko Winkel (Geographisches Institut, Universität Bern), Ewa Einhorn (HDK-Valand, Universität Göteborg)
10. Juni, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
„Menschen auf Augenhöhe begegnen“ – Alltagsfotografie im Nahen Osten, in der DDR und der BRD
Mahmoud Dabdoub, Fotograf & Diana Stiehl, Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.
17. Juni, 17-19 Uhr
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Zeit ohne Bilder oder mediale Über-Präsenz? Eine Langzeitstudie zur Entwicklung der Stadt Wurzen/Sachsen seit 1990
Dr. Cordia Schlegelmilch, Soziologin, Autorin und Fotografin
24. Juni, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
Grenzen 1989/Grenzen 202 5. Geografische Imaginationen und geopolitische Perspektiven
Prof. Dr. Judith Miggelbrink, Direktorin des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig
1. Juli, 17-19 Uhr
Weitere Informationen folgen.
Von Begegnungsorten zu Lost Places? Kulturhäuser in der DDR und danach
Dr. Uta Bretschneider, Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig
8. Juli, 17-19 Uhr
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Störung von Ordnung. Über künstlerischen Widerstand
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
14. Oktober, 17-19 Uhr
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1000 dunkle Gegenwarten
Olivia Wenzel, Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin
21. Oktober, 17-19 Uhr
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