Das Künstlerteam Hofmann & Lindholm lud 177 Bürgerinnen und Bürger zur kollektiven Stellvertretung und aktiven Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte nach 1945 ein. Vor laufender Kamera wurden historische Referenzbilder an Originalschauplätzen nachgestellt. Dabei handelt es sich um Fotografien, die das Bildgedächtnis der Deutschen nachhaltig geprägt haben. Bilder, die aufgrund ihrer geschichtlichen Zusammenhänge als Schlüsselbilder verstanden werden können, mit denen Erinnerungsinhalte aktualisiert werden:
Die Unterzeichnung des Grundgesetzes durch Konrad Adenauer (1949)
Adenauers Einsatz für deutsche Kriegsgefangene in der UdSSR (1955)
Die Ankunft des einmillionsten "Gastarbeiters" am Bahnhof Köln-Deutz (1964)
Die so genannte "Mammutsitzung" im Garten des Palais Schaumburg (1967)
Das erste öffentliche Konzert Wolf Biermanns im Westen (1976)
Die Entführung Hanns-Martin Schleyers durch die RAF (1977)
Das konstruktive Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt (1982)
Das "Gladbecker Geiseldrama" (1988)
Die Unterzeichnung des Koalitionsvertrags zwischen SPD und den Grünen durch Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Oskar Lafontaine (1998)
Der Besuch Michail Gorbatschows in Bonn und der damit verbundene Auftakt zur neuen Herzlichkeit zwischen der UdSSR und Deutschland (1989)
Der vereitelte Anschlag der so genannten "Kofferbomber" (2006)
Mit "Serie Deutschland – Etappe Köln/Bonn" thematisieren Hofmann & Lindholm ein gesellschaftlich relevantes Thema: das Verhältnis zwischen Einzelnem und sozialer Rolle in historischen Zusammenhängen. Durch die Form der inszenierten Re-Lektüre bewegt sich die Vergegenwärtigung zurückliegender Ereignisse im Spannungsfeld zwischen Kreation und Dokumentation. Die Arbeit offenbart sich als Kraftakt, der sich auf das sowohl angestrengte als auch lustvolle Ringen der Beteiligten um Haltung konzentriert.
Videoinstallation
Vernissage: Fr, 14.11.2008, ab 19:00
15. bis 23.11. 2008, jeweils von 15:00 bis 21:00
Eintritt frei.
Ort
Untergrund in der Maastrichter
Maastrichter Straße 49
Mit: Menschen aus Köln, Bonn und Umgebung
Konzept, Realisation: Hofmann&Lindholm
Produktionsleitung: Anne Kleiner
Mitarbeit: Kathrin Felzmann, Fabian Offert
Technische Beratung: Timm Lange
Eine Koproduktion: zwischen dem Büro für Angewandte Kulturvermittlung und der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb im Rahmen der Festival-Reihe "Made in Köln". Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturamt der Stadt Köln.
HOFMANN & LINDHOLM prägten den Diskurs über Realität im Theater in den letzten Jahren entscheidend mit. Das Regie- und Autorenduo verfolgt konsequent die Entwicklung eines Interventionalistischen Theaters, das ohne Rollenspiel auskommt, sich serieller Mittel bedient und vor dem Hintergrund komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge ein intelligent-unterhaltsames Verwirrspiel im öffentlichen Raum entfacht. Hofmann&Lindholm realisieren seit 1999 interdisziplinäre Projekte an der Schnittstelle von szenischer, bildender und akustischer Kunst. Dabei werden die unterschiedlichsten Medien als Mittel zur Herstellung von Öffentlichkeit genutzt. Ihre delegierten Interventionen münden in Theaterabende, Hörstücke, Videoinstallationen, Filmarbeiten und Lecture-Performances.
Externer Link: www.hofmannundlindholm.de