Zwischen 1956 und 2019 hat sich der Anteil der evangelischen Bevölkerung in Deutschland von 50,1 auf 24,9 Prozent reduziert. Der Anteil der katholischen Bevölkerung fiel von 45,9 auf 27,2 Prozent. Seit 1998 ist die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder und auch die Zahl der katholischen Kirchenmitglieder jeweils kleiner als die Zahl der "übrigen" Einwohner in Deutschland. Zudem liegt der Anteil der katholischen Bevölkerung seit 1998 über dem Anteil der evangelischen Bevölkerung. Die wichtigsten Gründe für den Rückgang der Mitgliederzahlen sind die Austritte aus der Kirche, der Tod von Personen mit hoher Kirchenbindung sowie rückläufige Taufquoten.
Fakten
Ende 2019 gehörten von der Gesamtbevölkerung in Deutschland 27,2 Prozent der katholischen und 24,9 Prozent der evangelischen Kirche an – zusammen 52,1 Prozent. Im Jahr 1956 lag der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung in Westdeutschland noch bei 45,9 Prozent und 50,1 Prozent waren evangelisch – zusammen 96,0 Prozent. Der Anteil der katholischen Kirchenmitglieder an der Bevölkerung hatte 1968 den höchsten Stand im hier betrachteten Zeitraum (47,0 Prozent), der Anteil der evangelischen Kirchenmitglieder an der Bevölkerung war im Jahr 1961 am höchsten (50,4 Prozent). Bei beiden Religionsgemeinschaften ist der Anteil in den jeweiligen Folgejahren kontinuierlich gesunken.
Der seit den späten 1960er-Jahren zu beobachtende Wertewandel und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen, die Zuwanderung nach Deutschland seit den 1950er-Jahren sowie die Veränderungen im Zuge der deutschen Vereinigung haben dazu geführt, dass die beiden christlichen Volkskirchen in Deutschland an Bedeutung verloren haben. Seit 1998 ist die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder und auch die Zahl der katholischen Kirchenmitglieder jeweils kleiner als die Zahl der "übrigen" Einwohner in Deutschland.
Im Zeitraum 1956 bis 2018 reduzierte sich der Anteil der katholischen Bevölkerung um 39,7 Prozent und der Anteil der evangelischen Bevölkerung um 49,1 Prozent. Da somit der Rückgang bei den evangelischen Kirchenmitgliedern etwas stärker ausfiel als bei den katholischen, liegt der Anteil der katholischen Bevölkerung seit 1998 über dem Anteil der evangelischen Bevölkerung.
Die Entwicklung der Mitgliederzahlen der beiden christlichen Volkskirchen hängt von mehreren Faktoren ab: Von Austritten, Taufen und Aufnahmen, Sterbefällen, Zu- und Abwanderung sowie Registerbereinigungen. Bezogen auf die katholische Kirche traten im Jahr 2018 rund 216.000 Menschen aus, 167.800 wurden getauft, 8.700 wurden wieder aufgenommen oder sind übergetreten und 243.700 Katholiken wurden bestattet. Aus der evangelischen Kirche traten im Jahr 2017 gut 197.000 Menschen aus, 176.200 wurden getauft (darunter 158.800 unter 14-Jährige), 26.200 wurden wieder aufgenommen oder sind übergetreten und rund 271.200 evangelische Kirchenmitglieder wurden bestattet.
Im Durchschnitt der 30 Jahre von 1989 bis 2018 sind pro Jahr 337.000 Personen aus der katholischen oder evangelischen Kirche ausgetreten. In einem Gastbeitrag für das Statistische Bundesamt wird darauf hingewiesen, dass bei den Personen, die aus der Kirche austreten, die Ersparnis der Kirchensteuer ein wichtiges Motiv für den Austritt sein kann. So verweisen die Autoren auf Austrittsspitzen in den Jahren nach 1968 (bis 1975) und nach 1990 (bis 1995): Steuerzahler konnten durch den Austritt aus der Kirche Mehrbelastungen kompensieren, die aus der Erhöhung der Mehrwertsteuer ab 1968 sowie der Einführung des Solidaritätszuschlags ab 1991 resultierten. Die Austrittswelle Ende der 1960er- bzw. Anfang der 1970er-Jahre ist zudem auf tiefgreifende Werte- und Einstellungsänderungen zurückzuführen – zahlreiche Menschen entfernten sich von den Kirchen als Teil der traditionellen Gesellschaftsstrukturen.
Für die Entwicklung der Zahl der Kirchenmitglieder ist auch maßgeblich, dass die Kirchenbindung bei den jüngeren Bevölkerungsjahrgängen nicht so ausgeprägt ist wie bei den älteren Jahrgängen: Bis Mitte der 1960er-Jahre wurden mehr als 90 Prozent der Geborenen katholisch oder evangelisch getauft. Im Jahr 2010 wurden nur noch etwa 50 Prozent der Geborenen evangelisch oder katholisch getauft. Dabei ist die sogenannte Taufquote bei beiden Kirchen zwischen Ende der 1960er-Jahre bis Mitte der 1970er-Jahre und seit 1991 stetig gesunken. Im Jahr 2017 wurden weniger als 45 Prozent der Geborenen evangelisch oder katholisch getauft.
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Die Berechnung der Taufquoten beruht auf der Annahme, dass die katholischen und evangelischen Taufen im gleichen Jahr wie die Geburten erfolgen. Dies ist allerdings nicht immer der Fall. Eine statistisch korrekte Erfassung ist jedoch nicht möglich, da umfassende Informationen über das Alter der Täuflinge fehlen.