Der Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologien) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in allen Regionen der Welt verbessert. Dies gilt sowohl für die Bereiche Festnetz und Mobilfunk als auch für das Internet. So lebten 1992 lediglich 3 Prozent der Internetnutzer in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten, 2015 waren es mehr als zwei Drittel (67 Prozent). Trotzdem bestehen zum Teil noch große Unterschiede zwischen den Staatengruppen. Die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten und Ausstattungen im Bereich der IuK-Technologien werden mit dem Begriff 'Digital Divide' zusammengefasst. Während 2015 in den ökonomisch entwickelten Staaten 81,3 Prozent der Haushalte Zugang zum Internet hatten, waren es in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten 34,1 Prozent und in den ökonomisch am wenigsten entwickelten Staaten nur 6,7 Prozent. Im Bereich Mobilfunk ergibt sich die digitale Kluft vor allem aus der Verbindungsgeschwindigkeit: 2015 entfielen auf 100 Einwohner in den ökonomisch entwickelten Staaten 87 aktiv genutzte Verträge für mobile Breitbandnutzung. In den ökonomisch sich entwickelnden Staaten waren es 39, in den ökonomisch am wenigsten entwickelten Staaten nur 12 Verträge je 100 Einwohner. Neben dem technischen Zugang können auch die relativen Zugangskosten die digitale Spaltung verursachen.
Fakten
Nach Angaben der International Telecommunication Union (ITU) hatten im Jahr 2015 weltweit 46,4 Prozent der Haushalte Zugang zum Internet. In den ökonomisch entwickelten Staaten lag der Anteil jedoch bei 81,3 Prozent und war damit weit mehr als doppelt so hoch wie in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten (34,1 Prozent). In den ökonomisch am wenigsten entwickelten Staaten hatte lediglich jeder fünfzehnte Haushalt Zugang zum Internet (6,7 Prozent). Zudem konnten in den ökonomisch entwickelten Staaten rein rechnerisch 29,0 Prozent der Bevölkerung auf einen verkabelten Breitbandanschluss zurückgreifen (29 Anschlüsse je 100 Einwohner). In den ökonomisch sich entwickelnden Staaten waren es nur 7,1 Prozent und in den ökonomisch am wenigsten entwickelten Staaten lediglich 0,5 Prozent (Welt: 10,8 Prozent).
Die Verbindungsdichte im Bereich Mobilfunk ist sowohl in den ökonomisch entwickelten Staaten (2015: 120,6 Mobilfunkverträge je 100 Einwohner) als auch in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten (91,8 Mobilfunkverträge je 100 Einwohner) hoch. Allerdings entfielen parallel auf 100 Einwohner in den ökonomisch entwickelten Staaten 86,7 aktiv genutzte Verträge für mobile Breitbandnutzung. In den ökonomisch sich entwickelnden Staaten waren es lediglich 39,1. Werden wiederum ausschließlich die ökonomisch am wenigsten entwickelten Staaten betrachtet, so lag die Zahl der aktiv genutzten Verträge für mobile Breitbandnutzung bei nur 12,1 je 100 Einwohner (Welt: 47,2). Besonders problematisch ist in diesem Zusammenhang die Position Afrikas, da im Jahr 2014 35 der 48 ökonomisch am wenigsten entwickelten Staaten in Afrika lagen. Entsprechend ist Afrika auch die Region, die bei allen betrachteten IuK-Technologien (Festnetzanschlüsse, Mobilfunk- und Internetnutzung, mobile sowie verkabelte Breitbandnutzung) die geringste Verbindungsdichte aufweist.
Dass sich der Digital Divide insgesamt verringert hat, wird bei der Betrachtung früherer Jahre deutlich. Beispielsweise lebten 1992 lediglich 3 Prozent der Internetnutzer in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten. 2003 lag der Anteil bei 39 Prozent. Im Jahr 2008 stammte bereits mehr als Hälfte der Internetnutzer aus den ökonomisch sich entwickelnden Staaten (52 Prozent), 2015 waren es mehr als zwei Drittel (67 Prozent). Trotzdem sind knapp zwei Drittel der Bevölkerung in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten "offline" – rund 4 Milliarden Menschen.
Laut ITU korreliert das Nutzerverhalten im Bereich IuK-Technologien sehr stark mit den relativen Kosten, die durch die Nutzung entstehen. 2014 waren die Kosten für mobile Breitbandnutzung (1GB) – unter Berücksichtigung der Kaufkraft – in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten gut doppelt so hoch wie in den ökonomisch entwickelten Staaten. Bei verkabelten Breitbandanschlüssen (1 GB) waren die Kosten deutlich mehr als dreimal so hoch.
Die 2010 von der ITU und der UNESCO gegründete Breitbandkommission für digitale Entwicklung hat daher das politische Ziel formuliert, dass die jährlichen Kosten für die Nutzung eines verkabelten Breitbandanschlusses bei weniger als 5 Prozent des jeweiligen Bruttonationaleinkommens (BNE) pro Kopf liegen sollen.
Im Jahr 2014 wurde dieses Ziel in 111 Staaten erreicht. Dabei lagen die jährlichen Kosten für die Nutzung eines verkabelten Breitbandanschlusses in 78 Staaten bei weniger als 2 Prozent des jeweiligen BNE pro Kopf (43 ökonomisch entwickelte Staaten / 35 ökonomisch sich entwickelnde Staaten). In 33 Staaten lag der entsprechende Wert zwischen 2 und unter 5 Prozent des BNE pro Kopf (1 ökonomisch entwickelter Staat / 32 ökonomisch sich entwickelnde Staaten).
Auch wenn sich die Zahl der ökonomisch sich entwickelnden Staaten, in denen das Ziel der Breitbandkommission erreicht wurde, allein zwischen 2012 und 2014 von 48 auf 67 erhöht hat, so blieb es in 49 von der ITU betrachteten Staaten unerfüllt. Dabei lagen die jährlichen Kosten für die Nutzung eines verkabelten Breitbandanschlusses im Jahr 2014 in 17 Staaten zwischen 5 und unter 10 Prozent des jeweiligen BNE pro Kopf. In 21 Staaten lag der entsprechende Wert zwischen 10 und unter 30 Prozent, in 11 Staaten lag er bei 30 Prozent oder mehr.
Zudem ist zu beachten, dass auch in den Staaten, in denen das Ziel der Breitbandkommission erreicht wurde, sich nicht immer alle Haushalte einen Zugang zum Internet leisten können: 2013 wurde das Ziel in 75 Staaten erreicht, aber laut Kommission konnten sich lediglich in 29 Staaten 100 Prozent der Haushalte einen verkabelten Breitbandanschluss leisten.
Neben den technischen und finanziellen Voraussetzungen führt auch die Sprache der Internetseiten zu unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten. Insbesondere sind die Nutzer, die Englisch sprechen, im Vorteil: Nach Angaben der Breitbandkommission für digitale Entwicklung und des Unternehmens W3Techs sind deutlich mehr als die Hälfte der 10 Millionen am häufigsten genutzten Internetseiten auf Englisch (Bezugsjahr 2015: 55,2 Prozent). Bei Russisch, Deutsch, Japanisch, Spanisch und Französisch lagen die Werte zwischen 5,8 und 4,0 Prozent.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
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Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß. Das Bruttonationaleinkommen (BNE, früher BSP) wird berechnet, indem vom BIP die an das Ausland fließenden Löhne und Gewinne (Faktoreinkommen) abgezogen und entsprechend die vom Ausland ins Inland fließenden Faktoreinkommen addiert werden.
Auf Initiative der ITU und der UNESCO wurde 2010 die Breitbandkommission für digitale Entwicklung gegründet. Der Kommission gehören Vertreter von UN-Organisationen sowie internationale Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und der Wirtschaft an. Die Berichte der Kommission beinhalten Breitband-Statistiken, Analysen von nationalen Breitbandstrategien sowie politische Empfehlungen.
Zur Zusammensetzung der einzelnen Regionen nach Staaten siehe:
Externer Link: http://www.itu.int/en/ITU-D/Statistics/Pages/definitions/regions.aspx