Grundlage für die Ermittlung des Einkommens einer Person ist die möglichst umfassende Messung des verfügbaren jährlichen Nettoeinkommens des Haushalts, in dem die Person lebt. Berichtszeitraum für die Einkommensmessung in EU-SILC ist das gesamte der Erhebung vorangegangene Kalenderjahr. Neben den regelmäßigen monatlichen Einkünften werden auch jene Einkünfte berücksichtigt, die unregelmäßig oder nur einmal im Jahr (wie Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld) gezahlt werden. Das Haushaltseinkommen setzt sich aus den Einkünften aller Haushaltsmitglieder zusammen, die im Lauf eines Jahres eingegangen sind und somit Einfluss auf die allgemeine finanzielle Situation des Haushalts hatten.
Info 2 Haushaltsnettoeinkommen
Grundlage für Einkommens- und Armutsanalysen bei LEBEN IN EUROPA ist das verfügbare Haushaltsnettoeinkommen aus dem Jahr vor der Erhebung (Einkommensbezugsjahr). Es ergibt sich aus dem Bruttoeinkommen eines Haushalts nach Abzug von:
Steuern,
Sozialversicherungsbeiträgen,
regelmäßigen Vermögensteuern und
regelmäßig zwischen Privathaushalten geleisteten Zahlungen.
Das Bruttoeinkommen eines Haushalts besteht aus haushalts- und personenbezogenen Komponenten. Zum haushaltsbezogenen Bruttoeinkommen zählen:
Einkommen aus Vermietung und Verpachtung,
Familienleistungen (Kindergeld, Elterngeld / ElterngeldPlus) und Wohnungsbeihilfen,
Sozialgeld, Sozialhilfe, bedarfsorientierte Grundsicherung,
regelmäßig empfangene Geldtransfers zwischen privaten Haushalten (zum Beispiel Unterhaltszahlungen),
Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Kapitalanlagen,
Einkünfte von Haushaltsmitgliedern unter 16 Jahren.
Hinweis: Schätzwerte für unterstellte Mieten bei selbst genutztem Wohneigentum (sogenannte Eigentümermietwerte) werden hier, anders als in anderen amtlichen Statistiken (beispielsweise der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe), nicht zum verfügbaren Haushaltseinkommen hinzugerechnet.
Zum personenbezogenen Bruttoeinkommen zählen:
Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Tätigkeit in Form von Geld oder geldwerten Sachleistungen und / oder Sachleistungen (wie Firmenwagen),
Bruttogewinne und -verluste aus selbstständiger Tätigkeit in Form von Geldleistungen (einschließlich Lizenzgebühren),
Arbeitslosengeld I und II, Übertragungen der Arbeitsförderung,
Alters- und Hinterbliebenenleistungen,
Krankengeld und Invaliditätsleistungen,
ausbildungsbezogene Leistungen.
Zudem wird in der Berechnung angenommen, dass
alle Haushaltsmitglieder ihre Einkünfte dem gesamten Haushalt zur Verfügung stellen,
alle Haushaltsmitglieder das gleiche Wohlfahrtsniveau erreichen,
Mehrpersonenhaushalte gegenüber Einpersonenhaushalten Einspareffekte aufgrund des gemeinsamen Wirtschaftens haben.
Anschließend wird das Haushaltsnettoeinkommen für ein Kalenderjahr in ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen, umgewandelt (siehe Info 6,
Wie hoch sind die durchschnittlichen Einkommen und die Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen? Im Jahr 2018 betrug der Median des Nettoäquivalenzeinkommens in Deutschland 22.713 Euro. Das bedeutet, dass der einen Hälfte der Bevölkerung mindestens 22.713 Euro pro Kopf zur Verfügung standen, der anderen Hälfte weniger. Der Mittelwert des Nettoäquivalenzeinkommens belief sich dagegen auf 25.882 Euro. Im Jahr 2017 hatte das Medianeinkommen noch 21.920 Euro und das Durchschnittseinkommen 24.780 Euro betragen; 2008 lagen die Werte bei 18.309 Euro (Medianwert) sowie 21.086 Euro (Durchschnittswert).
Info 3 Medianeinkommen und Mittelwert
Das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung wird in der Regel durch das Medianeinkommen oder durch den Mittelwert dargestellt. Bei der Ermittlung des Medianeinkommens werden die Einkommen der Personen der Höhe nach angeordnet. Das Medianeinkommen repräsentiert hierbei den Einkommensbetrag, der die Bevölkerung in zwei Hälften teilt: Die untere Hälfte der Bevölkerung hat weniger als das Medianeinkommen zur Verfügung; die obere Hälfte verfügt über mehr als das Medianeinkommen.
Bei der Ermittlung des Mittelwerts (arithmetisches Mittel, Durchschnitt) wird die Summe der Einkommen von allen Personen gebildet. Diese Summe wird anschließend durch die Anzahl der Personen geteilt.
Auf europäischer Ebene werden als Maß für die Einkommensungleichheit die S80/S20-Rate und der Gini-Koeffizient verwendet. Danach stand den reichsten 20 % der Bevölkerung im Jahr 2018 in der Summe 5,1-mal so viel Einkommen zur Verfügung wie den ärmsten 20 % der Bevölkerung (2017: 4,5; 2008: 4,8). Der Gini-Koeffizient wies für Deutschland im Jahr 2018 einen Wert von 0,311 auf (2017: 0,291; 2008: 0,302). Die Ungleichheit in der Einkommensverteilung ist damit im Vergleich zu 2017 leicht gestiegen.
Info 4 Quintile, S80/S20-Verhältnis und Gini-Koeffizient
Um den relativen Einkommensabstand zwischen dem oberen und unteren Rand der Einkommensverteilung (das sogenannte S80/S20-Verhältnis) zu beschreiben, wird das Nettoäquivalenzeinkommen der Personen der Höhe nach geordnet und in Quintile (fünf gleich große Teile) geteilt. Das unterste Quintil repräsentiert dabei das Fünftel der Bevölkerung mit den niedrigsten Einkommen, das oberste Quintil das Fünftel der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen. Die Summe der Einkommen aus dem obersten Quintil, dividiert durch die Summe der Einkommen aus dem untersten Quintil, ergibt dann den Wert für das S80/S20-Verhältnis. Dieser Wert beschreibt, um wie viel höher das Einkommen des obersten Fünftels im Vergleich zum untersten Fünftel ist. Allerdings ist diese Darstellung empfindlich gegenüber Ausreißern, weil hier nicht die Quintilsgrenzen, sondern die Summe der Einkommen aus dem untersten Quintil mit der Summe der Einkommen aus dem obersten Quintil verglichen wird. Die Angaben einer einzelnen Person können die jeweilige Summe und damit das Ergebnis stark beeinflussen.
Ein anderes, häufig benutztes Verteilungsmaß ist der Gini-Koeffizient, ein statistisches Konzentrationsmaß. Auf Einkommensdaten angewendet zeigt der Gini-Koeffizient, wie gleich oder ungleich Einkommen über eine Personengruppe verteilt sind. Bei der Berechnung wird die Ungleichheit in der Einkommensverteilung auf Basis aller individuellen Nettoäquivalenzeinkommen einer Personengruppe ermittelt. Der Gini-Koeffizient kann Werte zwischen 0 (absolute Gleichheit) und 1 (absolute Konzentration) annehmen. Je näher der Wert an 1 liegt, desto größer ist die Ungleichheit in der Einkommensverteilung.