Inhalt
Schlafende Menschen, tanzende Menschen, lachende Menschen, gehetzte Menschen, Menschen am Strand, Menschen im Auto, Menschen im Fernsehen, Menschen, die in einen See springen, Menschen im Fitnessstudio und eine singende Sonnenblume. Der österreichische Musikvideo-Regisseur Jakob M. Kubizek hat „Good Morning Stranger“, den Song der Münchner Rockband Monta, mit einer Montage von Filmsequenzen aus dem Internet-Portal YouTube illustriert. Die Fleißarbeit, bei der Kubizek für jede kurze Einstellung, die er verwendete, die Freigabe des Urhebers einholen musste, entstand im Auftrag der Band und lief einige Male auch im Musikfernsehen. Mit seiner nur scheinbar willkürlichen Sammlung von privaten Filmausschnitten gibt Kubizek auf der Bildebene eine Antwort auf die Frage, die Monta in ihrem Lied stellen: „Good morning, stranger, what have you become?“ Das globale Dorf und dessen direktester Ausdruck YouTube suggerieren, dass es nie so leicht war wie heute, mit dem Fremden, dem „stranger“, in Kontakt zu treten. Fremdheit löst sich auf, im Internet trifft sich die ganze Welt über Ländergrenzen hinweg, kulturelle Differenzen werden eingeebnet. Diesen radikalen Umbruch durch das neue Medium, die Digitalisierung und Internationalisierung unserer Wahrnehmung, scheint Kubizek, der auch schon für Bands wie Naked Lunch, Erdmöbel und Somersault arbeitete, oberflächlich betrachtet nicht zu kommentieren. Erst in der Massierung der harmlosen bis nichtssagenden Filmsequenzen, die zum ruhigen Gitarrenpop von Monta ohne große Höhepunkte aufeinander folgen, schält sich eine Aussage heraus: Auch wenn wir dem Fremden ins Wohnzimmer blicken können, erfahren wir doch nichts wirklich Substanzielles über ihn. Es bleibt uns weiterhin fremd, auch wenn das globale Dorf scheinbar noch näher zusammenrückt.
Mehr Informationen
Musik: Monta
Produktion: 2007
Spieldauer: 5 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung, Goethe-Institut, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Verfügbar bis: 31.12.2035
Lizenzhinweise
© 2010 Bundeszentrale für politische Bildung