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„Geht’s noch“ variiert, erweitert und kommentiert altbekannte Bilder aus dem Fernsehen: Der Börsenreporter der Nachrichtensendung, Gerhard Schröder und weitere Politiker werden von einem Schwarm von Mobiltelefonen überfallen, während aus gesampelten Handyklingeltönen generierte Musik erklingt. Aber der Angriff der Killer-Handys dient dem Kurzfilm nur als roter Faden: Bundesliga- Profis haben zu kämpfen mit einem sich multiplizierenden Ball, Pillen in allen Farben des Regenbogens fliegen über einen Friedhof, grellbunte Lebensmittelverpackungen zerplatzen, nacktes Fleisch aus Anzeigen wird zerhackt und ins Unendliche verlängert, eine Hitler-Figur aus einem Videospiel kommt durch einen winterlichen Wald gestapft und versinkt im eigenen Blut. Immer schneller rotieren die Einstellungen, Bilder überschlagen sich und die Telefone fliegen immer weiter. Der aus Frankfurt am Main stammende Filmemacher und Künstler Michel Klöfkorn hat zu den demonstrativ synthetischen, hysterisch quietschenden Techno-Klängen von Roman Flügel einen dezidierten Kommentar zu einer Musikindustrie gestaltet, die in der Auswertung von Klingeltönen ihre Zukunft sah – eine Perspektive, die sich mittlerweile als Sackgasse herausgestellt hat. Allgemeiner betrachtet kritisiert Klöfkorn eine Gesellschaft, in der das Fernsehen nicht mehr Spiegelbild der Gesellschaft, sondern nur noch ihr Zerrbild ist. Es ordnet nicht mehr die Welt, sondern verstärkt vielmehr die alles überrollende Informationsflut. Das Fernsehen liefert kein gesamtgesellschaftliches Bild mehr, sorgt nicht für Abstand und Erkenntnis, denn es ist längst Teil der Maschinerie, Motor des Konsums geworden. Seitdem hat sich Klöfkorn, der mehrere Clips für verschiedene Elektro-Produzenten drehte, vom Medium Musikvideo konsequent abgewendet. Den Clip „Geht’s noch“ hat er eingebunden in seinen 30-minütigen Film „Die Symphonie des Überflusses“.
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Musik: Roman Flügel
Produktion: 2005
Spieldauer: 4 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung, Goethe-Institut, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Verfügbar bis: 31.12.2035
Lizenzhinweise
© Geht's noch