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Podiumsdiskussion "Vom Knast in den Dschihad?" Radikalisierung und Prävention in deutschen Gefängnissen
Verurteilte Terroristen treffen auf Kleinkriminelle, Hochideologisierte auf Haltsuchende. Können Gefängnisse ein Nährboden für eine Hinwendung zum Islamismus sein? Welche Akteure sind wichtig für die Präventionsarbeit im Vollzug? Braucht es sozialpädagogische oder eher seelsorgerische Fähigkeiten?
Inhalt
Aufstehen, arbeiten, essen, schlafen: Im Gefängnis folgt alles einer festen Routine. Dazwischen gibt es vor allen Dingen eins: Zeit. Zeit, um das eigene Leben zu reflektieren. Zeit, um über die Ungerechtigkeiten dieser Welt nachzudenken. Womöglich auch Zeit zur religiösen Läuterung. Während die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben bei den meisten Inhaftierten kein Anlass zur Sorge ist, können Missionierung und konfrontative Religionsbekundung Einzelner zu Problemen führen. Hinzu kommt das schwierige Personengeflecht hinter Gittern: Verurteilte Terroristen treffen auf Kleinkriminelle, Hochideologisierte auf Haltsuchende. Können Gefängnisse unter diesen Bedingungen ein Nährboden für eine Hinwendung zum Islamismus sein?
Die Sorge wächst, dass auch deutsche Gefängnisse zu Brutstätten von Radikalisierung werden könnten. Um dies zu verhindern, gibt es immer mehr präventive Angebote, die sich gezielt an Inhaftierte richten. Die Bandbreite reicht von muslimischer Seelsorge, politischer Bildungsarbeit bis hin zu Beratungsangeboten. Doch wie kann einer Radikalisierung im Gefängnis tatsächlich vorgebeugt werden? Welche Akteure sind wichtig für die Präventionsarbeit im Vollzug? Braucht es besonders sozialpädagogische oder eher seelsorgerische Fähigkeiten?
Miteinander diskutierten:
Katja Grafweg, Leiterin der Justizvollzugsanstalt in Remscheid. Seit 2016 gibt es hier und in ganz Nordrhein-Westfalen eine Zusammenarbeit mit Islamwissenschaftlern, unter anderem um gezielt Mitarbeitende aus dem Vollzug zu den Themen Islamismus, Radikalisierungsprozesse und Prävention fortzubilden.
Mustafa Cimşit, muslimischer Gefängnisseelsorger und Extremismusexperte. Durch seine langjährige Arbeit in deutschen Gefängnissen ist er geübt im Umgang mit zum Teil stark ideologisierten Häftlingen.
Prof. Dr. Jens Borchert, Professor im Fachbereich Soziale Arbeit, Medien und Kultur an der Hochschule Merseburg. Er hat sich in seiner bisherigen Laufbahn intensiv mit den Themen Erziehung und Bildung im Strafvollzug auseinandergesetzt. Genährt war sein Forschungsinteresse durch seine eigene mehrjährige Arbeit im Vollzug. Basierend auf der Erfahrung aus der Praxis und Erkenntnissen aus der Forschung konzipiert er eigene sozialpädagogische Projekte im Vollzug. Momentan leitet er eine Erhebung zu politisch-bildnerischen Angeboten in Jugendvollzugsanstalten.
Jun.-Prof. Dr. Abdelmalek Hibaoui, der an der Universität Tübingen am Lehrstuhl für Islamische Praktische Theologie (Seelsorge) lehrt. Gemeinsam mit der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim führte es das Pilotprojekt "Gefangene für Gefangene" durch. In diesem Rahmen schulten Studierende der Islamischen Theologie Gefangene zu Themen wie kulturelle Vielfalt und Radikalisierungsprävention.
Ahmad Mansour, Diplom-Psychologe und Autor mit besonderem Schwerpunkt im Bereich der Radikalisierung muslimischer Jugendlicher. Darüber hinaus ist er Geschäftsführer des Mansour Instituts für Demokratieförderung und Extremismusprävention (Mind Prevention). In dieser Funktion leitet er unter anderem das Projekt "ReStart", welches in bayerischen Gefängnissen gezielte Workshops und Gesprächsangebote für radikalisierungsgefährdete Jugendliche anbietet.
Es moderierte:
Djamila Benkhelouf, Journalistin beim Norddeutschen Rundfunk. Dort arbeitet sie als Autorin vor allem für die Sendungen Panorama und Panorama 3. Ihre Schwerpunktthemen sind Innere Sicherheit und Extremismus.
Mehr Informationen
Produktion: 10.10.2018
Spieldauer: 126 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung
Lizenzhinweise
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