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Die Frauen der Solidarność Ein Dokumentarfilm von Marta Dzido und Piotr Śliwowski
Anfang der 1980er Jahre zählt die freie und selbstverwaltete polnische Gewerkschaft Solidarność über 10 Millionen Mitglieder. Die Hälfte davon sind Frauen. Der Film "Die Frauen der Solidarność " rekonstruiert ihre bisher kaum erzählte Geschichte. Die Regisseurin Marta Dzido spürt der Frage nach, warum die Erinnerung an die ,,weibliche Seite" der Opposition so in Vergessenheit geraten ist und rollt den politischen Umbruch in Polen aus neuer Perspektive auf.
Inhalt
Der Film "Die Frauen der Solidarność" erzählt die bisher kaum beachtete Geschichte der in der polnischen Solidarność engagierten Frauen. Anfang der 1980er Jahre zählte die freie und selbstverwaltete Gewerkschaft „Solidarność“ über 10 Millionen Mitglieder. Die Hälfte davon waren Frauen. Viele von ihnen waren jahrelang in der Opposition aktiv. Nach dem offiziellen Verbot der Solidarność 1981 waren es in erster Linie Frauen, die die konspirativen Untergrundstrukturen aufbauten und die Bewegung weiterführten. Aber kaum eine von ihnen hatte eine Funktion in den Führungsgremien der Gewerkschaft inne. Die Solidarność und ihr langjähriger Anführer, der Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa, wurden zu Ikonen des gewerkschaftlichen und demokratischen Widerstands. Die Frauen, die sich unter erheblichen persönlichen Risiken und Opfern in der Solidarność engagierten, sind im öffentlichen Bewusstsein dagegen fast nicht präsent. Die Regisseurin Marta Dzido hat sich auf die Suche nach diesen vergessenen Frauen gemacht. Sie fragt nach ihrer Rolle in der Oppositionsbewegung in den 1970er und 1980er Jahren, nach ihren Motiven für ihr Engagement und zeichnet ihre Lebenswege nach der Wende 1989 nach. Sie versucht herauszufinden, warum die Erinnerung an die „weibliche Seite“ der Opposition so komplett in Vergessenheit geraten ist.
Wovon erzählt der Film?
Die Frauen der Solidarność hatten die besten Jahre ihres Lebens vor sich. Frauen von Mitte Zwanzig bis Mitte Dreißig, die statt der sogenannten kleinen Stabilisierung und verhältnismäßiger Ruhe den Aufstand wählten. Es gab Versuche, ihre Ehen zu zerstören. Sie erhielten Drohungen, ihre Kinder kämen ins Waisenhaus oder würden in einen unglücklichen Unfall verwickelt, wenn sie nicht mit der Staatssicherheit zusammenarbeiteten. Ihnen wurde die Ausreise angeboten, wenn sie dafür ihre staatsfeindliche Tätigkeit aufgäben. Trotzdem machten sie weiter. Als an einem Samstag im August 1980 die mit den Lohnerhöhungen zufriedenen Arbeiter ihren Streik beendeten und die Danziger Werft verlassen wollten, schlossen die Frauen die Werkstore und begannen einen Solidaritätsstreik. Ohne die Initiative dieser Handvoll entschlossener Frauen hätte es den gesellschaftlichen Umbruch in Polen womöglich nicht gegeben. Während des Kriegszustands, als die Männer verhaftet oder interniert waren, übernahmen die Frauen ihre Aufgaben. Sie gaben unabhängige Zeitungen heraus und bauten eine Radiostation auf. Ihnen ging es nicht um führende Funktionen in den Gewerkschaftsgremien. Ihnen ging es um die Sache und die Ergebnisse ihrer Arbeit. Als Radio Solidarność eine illegale Sendung ausstrahlte, blinkten in ganz Warschau die Lichter in den Wohnungen zum Zeichen, dass die Menschen den Sender empfingen. Die Untergrundzeitschrift „Tygodnik Mazowsze“ erschien in einer Auflage von über 10.000 Exemplaren. Einige nannten sie: die „Damenoperationseinheit“. Kraft gaben ihnen der Glaube an den Sinn der Revolution, die Hoffnung auf Veränderung, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie sahen die Möglichkeit der Befreiung Polens von der Sowjetunion. Ihr Ziel waren Freiheit und Demokratie. Aber: Beim Runden Tisch waren sie nicht dabei. Sie ließen zu, dass sie in Vergessenheit gerieten, während ihre Kollegen im freien Polen hohe Regierungsämter übernahmen. "Politik, das ist nichts für mich", dachten sie. Sie kämpfen bis heute – aber anders als damals. Henryka hilft Familien in ehemaligen staatlichen Landwirtschaftsbetrieben. Joanna schreibt kritische Feuilletons über den Kapitalismus und die Mechanismen der modernen Wirtschaft. Barbara vermittelt jungen Frauen Führungskompetenzen. Ewa ist bis heute in der freien selbstverwalteten Gewerkschaft Solidarność aktiv. Barbara meint: in dem freien Polen, für das sie gekämpft hat, sind die Frauen immer noch unfrei. Jadwiga fragt: "Welches freie Polen?" Auf die Frage: "Wo ist die Solidarność heute?", antwortet Henryka: "Bei mir zuhause!" Joanna sagt: "Die Solidarność lässt sich nicht wiederholen. Aber das Wissen, dass eine andere Welt möglich ist, macht Hoffnung."
Mehr Informationen
Drehbuch: Marta Dzido
Regie: Piotr Śliwowski, Marta Dzido
Kamera: Magdalena Mosiewicz, Michał Wiśniowski, Piotr Śliwowski
Schnitt: Marta Dzido, Piotr Śliwowski
Musik: Maria Holka
Produzent: Piotr Śliwowski
Produktion: Emotikonfilm Piotr Śliwowski
Produktion: 2012
Spieldauer: 104 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung, Sabcat Media
Lizenzhinweise
Dieser Text und Medieninhalt sind unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht. Autor/-in: Piotr Śliwowski Marta Dzido für bpb.de
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