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Biermann contra Anderson | bpb.de

Biermann contra Anderson Beitrag in der ZDF-Sendereihe KENNZEICHEN D vom 23.10.1991

von: Holger Kulick

Ein Zeitdokument über die Emotionalität der ersten Stasidebatten. Im Oktober 1991 bezichtigte der Liedermacher Wolf Biermann den Lyriker Sascha Anderson, ein Stasi-Spitzel gewesen zu sein. Der leugnete wahrheitswidrig und es kam zu einem vorwurfsvollen Streit.

Inhalt

1991 waren die Stasiakten öffentlich noch nicht zugänglich, erst ab Januar 1992. Aber einige Aktenduplikate kursierten. Darauf basierte eine Rede Biermanns bei der Büchnerpreis-Verleihung am 20. Oktober 1991, in der er von "Sascha Arschloch dem Stasi-Spitzel" sprach, der immer noch den "coolen Musensohn" spiele. Der Szenedichter und -sänger Anderson dementierte dies selbstbewusst, er war offenbar von seinem Führungsoffizier im Glauben gelassen worden, alle Akten über seine Tätigkeit als IM "Fritz Müller", "David Menzer" oder "Peters" seien vernichtet worden. Sie wurden aber nur vorvernichtet, d.h. sie waren zerrissen worden und lagerten in Papiersäcken - zur Verbrennung vorgesehen. Durch Zufall wurden sie wenige Monate später entdeckt und rekonstruiert. Zum Zeitpunkt dieses Filmbeitrags in der ZDF-Sendereihe KENNZEICHEN D am 23.10.1991 ging Anderson aber offenbar davon aus, Biermann könne ihm nichts nachweisen. Erst Jahre später bekannte er sich angesichts zahlreicher veröffentlichter Stasi-Akten zu seiner IM-Tätigkeit. Er habe dies aus politischer Überzeugung getan, bei der ihm offenbar die Loyalität gegenüber seinen Führungsoffizieren wichtiger gewesen sei, als zu Freunden, erläuterte er 2014 einer Filmautorin. Am 23.10.1991 hoffte die ZDF-Redaktion Kennzeichen D, die von Biermann erhobenen Vorwürfe im Gespräch mit Anderson klären zu können und führte die Kontrahenten in der Kantine des Berliner Gorki-Theaters zusammen. Dort hatte Biermann für ein Konzert geprobt. Noch am selben Abend wurde der hier vorliegende Beitrag im ZDF ausgestrahlt und führte zu einer lang anhaltenden Diskussion über den Umgang mit Stasi-Akten, Stasi-Tätern und Verdächtigungen - und über die Authentizität der damals renommierten Künstlerszene vom Prenzlauer Berg.

Mehr Informationen

  • Produktion: 23.10.1991

  • Spieldauer: 15 Min.

  • Verfügbar bis: 30.06.2026

Lizenzhinweise

© 1990 ZDF Kennzeichen D